Schäuble: "Private Daten beim Staat sicher"
Archivmeldung vom 26.08.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Oliver RandakBundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat sich im aktuellen Skandal um Datenhandel und illegale Kontoabbuchungen gegen Gesetzesänderungen gewandt. In den Händen des Staates seien Daten sicher, beschwichtigte er zugleich.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat sich gegen eine
Verbesserung des Datenschutzes durch ein Verbot des Adresshandels
gewandt. "Es sind eine Menge Ideen und Vorschläge auf dem Markt. Ich selbst bin skeptisch, ob wir neue Gesetze brauchen", sagte er der Bild-Zeitung. "Die
Verantwortlichen und Experten von Bund und Ländern müssen jetzt
gemeinsam das Ganze gründlich analysieren und überlegen, wie wir dem
Datenklau im privaten Bereich das Handwerk legen können."
Schäubles Amtskollege, Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU),
hat dagegen ein generelles Verbot des Handels mit persönlichen Daten
angeregt. "Wenn wir die Verbraucher anders vor kriminellen
Machenschaften nicht schützen können, müssen wir überlegen, ob wir den
Handel mit persönlichen Daten generell verbieten", sagte er am
Sonntag, den 24. August 2008. Nach geltendem Datenschutzrecht dürfen
Angaben wie Name, Anschrift, Geburtsjahr und Beruf zu Werbezwecken
weitergegeben und genutzt werden, sofern der Betroffene nicht
ausdrücklich widerspricht. Dagegen ist es bereits verboten, ohne
Einwilligung des Betroffenen mit Kontodaten zu handeln.
Am
12. August 2008 war der massenhafte, kriminelle Handel mit Kundendaten
der Süddeutschen Klassenlotterie bekanntgeworden. Verbraucherschützern
liegt eine CD mit 17.000 Datensätzen vor, die auch Kontoverbindungen
enthalten. Hunderte sind von illegalen Kontoabbuchungen in Höhe von 30
und 100 Euro betroffen. Schäuble: "Ich kann allen Verbrauchern nur
raten: Gehen Sie mit Ihren Daten zurückhaltend um, kontrollieren Sie
Ihre Kontoauszüge. Und überall Einzugsermächtigungen zu erteilen, ist
falsch."
Nächste Woche lädt Schäuble Justizministerin
Brigitte Zypries (SPD), Glos und Verbraucherminister Horst Seehofer
(CSU), den Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar und
Ministerkollegen und Datenschützer aus den Ländern zu einem Gespräch
ein.
Schäuble, der für Vorratsdatenspeicherung ebenso wie für
die Befugnis zum Ausspionieren privater Computer und für andere
Überwachungsmaßnahmen eintritt, hält dagegen staatlich erhobene und
gespeicherte Daten für "sicherer als die Daten, die im privaten,
nicht-öffentlichen Bereich umlaufen. Sie sind auch sicherer als in
anderen europäischen Ländern", so der Unionspolitiker.