Zentralrat Deutscher Sinti und Roma warnt vor neuem Nationalismus
Archivmeldung vom 31.07.2020
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Freigeschaltet durch André OttVor dem Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma an diesem Sonntag (2. August) hat der Zentralratsvorsitzende in Deutschland, Romani Rose, vor einem neuen Nationalismus in Europa gewarnt.
In einem Gespräch mit der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen sagte Rose, in EU-Mitgliedsstaaten wie Ungarn oder Polen "geht die politische Entwicklung mit einem Geschichtsrevisionismus einher". In Deutschland versuche die AfD, "völkisches Gedankengut hoffähig zu machen".
Rose, seit 1982 Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, kritisierte die AfD scharf. "Diese Partei jongliert mit Geschichte und Sprache", das zeige sich unter anderem bei der Glorifizierung der Wehrmacht und der Forderung nach einer erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad. "Die Rechtsextremisten innerhalb und außerhalb der AfD sind eine Gefahr für Deutschland."
Zugleich würdigte der Bürgerrechtsaktivist die Erinnerungskultur in Deutschland. Historisches Gedenken sei "keine Übertragung von Schuld, sondern die lebendige Verpflichtung, sich gegen Antiziganismus, Antisemitismus und Rassismus zu stellen". In Europa hätten "vor allem Juden und Zigeuner immer als Sündenböcke" gegolten, sagte Rose, "schon lange vor dem Holocaust". Noch immer gebe es einen grassierenden Antiziganismus. Sinti und Roma seien "zu häufig eine unerwünschte Minderheit", sie würden "ausgegrenzt und zu Fremden erklärt".
Dass viele Angehörige der Minderheit sich nicht offen zu ihrem Hintergrund äußern wollen, liege vor allem an den gängigen Negativklischees über "Zigeuner", erklärte Rose. "Viele leben lieber in der Anonymität, weil sie Angst vor Diskriminierung haben." Der Bürgerrechtsaktivist verwies auf die Ausgangslage: Der Völkermord an den europäischen Sinti und Roma wurde in Deutschland erst 1982 offiziell anerkannt. "Einige aus unserer ursprünglichen Volksgruppe haben immer noch damit zu tun, ihre Identität wiederzufinden."
Quelle: Neue Westfälische (Bielefeld) (ots)