Bildungsforscher Hans Brügelmann: "Wir brauchen mehr positive Diskriminierung"
Archivmeldung vom 20.01.2018
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Freigeschaltet durch André OttEine künftige Bundesregierung muss sich dazu durchringen, in der Bildungspolitik Entscheidungen zu treffen, die in der Mittelschicht unpopulär sind. Dies fordert der Erziehungswissenschaftler und Bildungsforscher Hans Brügelmann im Interview mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland".
"Wir brauchen mehr positive Diskriminierung", so der emeritierte Professor der Universität Bremen weiter. "Wenn die Ressourcen knapp sind, müssen sie dort eingesetzt werden, wo sie besonders gebraucht werden." So sollten Schulen in sozialen Brennpunkten mehr Lehrkräfte und mehr Geld erhalten, auch wenn dies bedeute, dass sich die Klassenfrequenz im Villenvorort dadurch erhöhe. Einige Bundesländer wie Hamburg oder Bremen hätten diesbezüglich schon die richtigen Schritte eingeleitet, indem sie den Schulen zusätzliches Personal und Ressourcen anhand der Sozialindikatoren eines Stadtteils zuteilten. Der 71-Jährige, der von 1971 bis 1973 als Assistent dem Deutschen Bildungsrat angehörte, spricht sich zudem für die Wiederbelebung eines solchen Gremiums aus. Wie zur Zeiten von Willy Brandt sollten einem Bildungsrat Wissenschaftler, Gewerkschafter und Unternehmer angehören.
Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, hat Brügelmann Ende vergangenen Jahres gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen die Initiative »Bildungsgerechtigkeit: Die Zeit drängt!« ins Leben gerufen. Die entsprechende Petition auf der Plattform www.change.org hat mittlerweile mehr als 3000 Unterstützerinnen und Unterstützter. In ihren Sondierungsverhandlungen zur Bildung einer großen Koalition haben sich auch Union und SPD für die Einrichtung eines nationalen Bildungsrates ausgesprochen.
Quelle: neues deutschland (ots)