Günther Krause spricht über den Einigungsvertrag und seine politische Karriere
Archivmeldung vom 02.10.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGünther Krause, der für die DDR die Verträge zur deutschen Einheit aushandelte und später bis zu seinem Rücktritt im Jahr 1993 dem Kabinett Kohl angehörte, weist Kritik am Einigungsvertrag zurück und wirbt zugleich für ein differenziertes Geschichtsbild.
"Wenn es Menschen gibt, die beklagen, in der DDR politisch verfolgt und beruflich benachteiligt gewesen zu sein, mag das stimmen. Mancher war aber vielleicht auch fachlich nicht der Lage dazu, Karriere zu machen", sagt Krause im Gespräch mit der in Halle (Saale) erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung.
Richtig sei aber auch: "Wenn die Wahl zwischen einem sehr guten Nicht-SED-Genossen und einem guten Genossen stand, hat man sich immer für den Genossen entschieden. Aber egal, ob man für oder gegen die DDR war - sie war am Ende. Wirtschaftlich, sozial, kulturell. Als ich 1990 Staatssekretär in der letzten DDR-Regierung war, standen die Dinge so schlimm, dass wir Tag für Tag im Westen um Geld betteln mussten. Die Modrow-Regierung hatte uns völlig leere Kassen hinterlassen. Und entscheidend für die Einheit war der Wählerauftrag. 80 Prozent der DDR-Bürger waren dafür."
Zu seiner politischen Biografie sagt Krause, sie sei "schon das Ergebnis einer Entwicklung" gewesen. "Ich war Mitglied der Ost-CDU seit 1975, dazu bekenne ich mich. Damit ging ich dem Ansinnen, SED-Mitglied zu werden, aus dem Wege und habe mich für die Nische entschieden. Natürlich war die Ost-CDU eine Blockpartei und im heutigen Sinn nicht demokratisch."
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung