Schnitzer mahnt zu verantwortungsvollem Umgang mit Schuldenpaket
Die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, hat die Entscheidung des Bundestags für eine drastische Ausweitung der Neuverschuldung begrüßt, aber einen verantwortungsvollen Umgang damit angemahnt.
"Die heutige Einigung zur Reform der Schuldenbremse für die Verteidigung
und für ein Sondervermögen Infrastruktur und Klimaschutz ermöglicht
umfangreiche Investitionen in die Sicherheit und die Wirtschaftskraft
Deutschlands und Europas", sagte Schnitzer der "Rheinischen Post"
(Mittwochausgabe). "Das ist ein wichtiges Signal der Unterstützung an
die Ukraine und es zeigt unseren europäischen Partnern unsere
Bereitschaft, große Schritte voranzugehen", sagte die Vorsitzende des
Wirtschafts-Sachverständigenrats.
Die Verantwortung, das Geld
richtig auszugeben, sei jetzt groß. "Im Falle der Verteidigung bedeutet
das: am besten europäisch koordiniert, in moderne, europäische Systeme
sowie in Forschung und Entwicklung, damit Innovationen entstehen können,
die über den militärischen Nutzen hinausgehen", sagte Schnitzer.
Die
schuldenfinanzierten Mittel richtig auszugeben sei beim geplanten
Sondervermögen Infrastruktur noch stärker im Blickpunkt. "Wichtig ist
deshalb, auf die vereinbarte Zusätzlichkeit der Investitionen zu
achten", sagte die Münchner Top-Ökonomin. "Sinnvoll wäre es, sich
künftig gesetzlich auf eine stärkere Bindung der Mittel für
zukunftsorientierte Ausgaben zu verpflichten, wie es der
Sachverständigenrat Wirtschaft in seinem vergangenen Jahresgutachten
vorgeschlagen hat", sagte sie.
Schnitzer mahnte zudem
Strukturreformen im Bereich der Sozialversicherungen an. Durch die Größe
des Pakets seien die Erwartungen der Bürger gestiegen, die Politik
müsse nun liefern.
"So sollten beispielsweise
Genehmigungsverfahren beschleunigt werden, damit die Mittel schnell
abfließen und Investitionsprojekte umgesetzt werden können. Der Staat
sollte darüber hinaus seine Mittel nutzen, um durch Verbesserung der
Planbarkeit, Garantien oder Meilensteinfinanzierungen auch privates
Kapital hebeln", sagte Schnitzer. "Und es braucht Qualifizierung- und
Weiterentwicklungsmaßnahmen von Fachkräften aus weniger gefragten
Bereichen, um sie für die Bereiche, in die das Geld nun fließen soll,
zum Beispiel Rüstungsindustrie und Infrastrukturausbau, fitzumachen."