Kassenärzte warnen vor Scheitern der Krankenhausreform
Archivmeldung vom 15.08.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.08.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat angesichts des Streits zwischen Gesundheitsminister Karl Lauterbach und den Bundesländern vor einem "desaströsen" Scheitern der Krankenhausreform gewarnt.
"Es wäre mein dringender Appell, dass beide Seiten miteinander reden und
einen guten Kompromiss schmieden", sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende
Andreas Gassen der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagausgaben).
"Zur Wahrheit gehört, dass die Länder viel zu lange weggeschaut haben,
weil Klinikschließungen unbequem sind. Aber Karl Lauterbach kann die
Reform auch nicht aus seiner Amtsstube durchdrücken, denn
Krankenhausplanung ist Ländersache." Ohne die Reform würden Kliniken
"reihenweise in die Pleite rutschen", sagte Gassen.
"Aber am
Konflikt zwischen Bund und Ländern droht das Mammutprojekt zu
scheitern". Auch die KBV sei von Lauterbachs Plänen noch nicht
überzeugt. Wenn überflüssige Standorte nicht geschlossen, sondern in
sektorenübergreifende Versorgungszentren umgewandelt werden, würde das
am Ende des Tages fast genau so viel Geld kosten und Personal binden.
"Besser wäre es, die Kliniklandschaft vernünftig, sinnvoll, maßvoll,
aber ausreichend zu verkleinern und die frei werdenden Ressourcen in den
verbleibenden Krankenhäusern und in der ambulanten Versorgung
einzusetzen", forderte Gassen.
Der KBV-Chef warnte überdies vor
steigenden Krankenkassenbeiträgen. "Wenn die Leistungen nicht angetastet
werden und der medizinische Fortschritt hinzukommt, wird es teurer, und
dann müssen die Beiträge angehoben werden." Dabei sei die Schmerzgrenze
bei den Sozialabgaben allgemein für viele erreicht. Sollte der
Finanzierungsrahmen aber nicht geändert werden, dann "muss und wird es
weitere Leistungskürzungen geben".
Als Option, die bislang zu
kurz komme, nannte Gassen die Steuerung von Patienten. "Die gesetzlichen
Krankenkassen sollten unterschiedliche Tarife anbieten können, die
Patienten, die sich einer ärztlichen Steuerung unterwerfen,
Beitragsvorteile gewähren", schlug der KBV-Chef vor.
Quelle: dts Nachrichtenagentur