Lebensmittelindustrie gegen Einschränkungen für Junkfood-Werbung
Archivmeldung vom 07.08.2020
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Freigeschaltet durch André OttDie Lebensmittelindustrie lehnt die Forderung ab, Werbung für ungesunde Lebensmittel - so genanntes Junkfood - einzuschränken. Einen entsprechenden Vorstoß hatten die Grünen unternommen. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) hatte sich dafür grundsätzlich offen dafür gezeigt.
"Es ist überraschend, wie wenig Vertrauen die Ministerin in ihre eigene Politik hat, wenn sie ernsthaft Werbeverbote für denkbar hält", sagte Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbandes Deutschland e. V., dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Wir vertrauen weiter dem grundgesetzlich geschützten Erziehungsauftrag der Eltern. Man kann Kinder nicht unter einer Käseglocke aufwachsen lassen. Vielmehr müssen sie lernen, mit Medien und Werbung umzugehen und selbst Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen." Auch die Lobby-Organisation "Wirtschaftliche Vereinigung Zucker" hält von der Idee eines weitreichenden Werbeverbots wenig: "Ja, unsere gesellschaftliche Herausforderung ist Übergewicht. Hierbei hilft aber vor allem der Blick auf die Kalorienbilanz: Wer mehr isst, als er verbraucht, nimmt zu. Anstatt sich also auf TV-Werbung und Symbolpolitik zu konzentrieren, ist doch die Frage nach dem Pause-Knopf und mehr Bewegung viel wichtiger", erklärte Hauptgeschäftsführer Günter Tissen dem RND.
Martin Rücker, Geschäftsführer der Verbraucher-Organisation "Foodwatch", hält eine weitere Regulierung von "übergriffiger Junkfood-Werbung" auf allen Kanälen hingegen für überfällig: "Weil die Lebensmittelindustrie mit Limo, Süßwaren und ungesunden Snacks höhere Renditen erzielen kann als mit gesunden Produkten, setzt sie auf allen Kanälen alles daran, Kinder ganz gezielt auf diese Produkte anzufixen", sagte er dem RND. "Ob mit Anzeigen, Social-Media-Kampagnen, Comic-Figuren, Testimonials, Spielzeug-Beigaben oder auf anderem Wege: Nur noch ausgewogene Lebensmittel im Einklang mit den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation WHO sollten direkt an Kinder vermarktet werden dürfen. Die Zeit von `Überraschungseiern` und `Paulas verrückter Welt` muss vorbei sein."
Quelle: dts Nachrichtenagentur