DIW-Studie - Für junge Mütter lohnt sich Arbeit oft nicht
Archivmeldung vom 04.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFür Mütter kleiner Kindern lohnt es sich finanziell oft nicht, arbeiten zu gehen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Kürze vorstellen will und die dem Tagesspiegel vorliegt.
Nach Berechnungen
der Berliner Forscher bringt in einer Durchschnittsfamilie mit einem
Kind selbst eine voll berufstätige Mutter netto nur 200 Euro mehr in
die Familienkasse als eine Frau, die ihr Kleinkind zu Hause erzieht.
Mütter mit Teilzeitjobs müssen sogar mit realen Verlusten rechnen.
Hauptgrund für die systematische Bevorzugung der daheim erziehenden
Eltern ist das deutsche Steuer- und Abgabensystem.
Insbesondere das Ehegatten-Splitting, aber auch die hohen Kosten
von Kinderbetreuung zehren am Einkommen berufstätiger Mütter. Nach
der DIW-Studie steigt das Netto-Einkommen einer Durchschnittsfamilie,
in der der Vater 2400 Euro brutto verdient, netto nur um 5 Prozent
an, wenn sich die Mutter nach der Geburt des Kindes für einen
20-Stunden-Teilzeitjob entschließt. Arbeitet die Mutter nur 10
Stunden, kommt es meist sogar dazu, dass die Familie am Monatsende
netto weniger Geld in der Tasche hat als wenn die Frau zu Hause
bliebe. Sind für die Berufstätigkeit zusätzliche Ausgaben notwendig,
etwa ein zweites Auto, Bahnfahrkarten oder Kleidung, verschlechtert
sich die finanzielle Bilanz weiter zu Lasten der arbeitenden Mütter.
Die frühere Familienministerin Renate Schmidt (SPD) fordert
angesichts dieser Zahlen die Union auf, die Forderung nach einem
Betreuungsgeld von 150 Euro im Monat für zu Hause erziehende Mütter
aufzugeben. "Wir müssen die Hürden für den Berufseinstieg von Frauen
senken und nicht größere Hürden aufbauen", sagte Schmidt dem
Tagesspiegel. Erforderlich sei überdies eine Reform des
Ehegattensplittings. Dessen Auswirkungen seien "unerträglich" und
"nicht mehr zeitgemäß". "Wir geben 19 Milliarden Euro für die
Alleinverdienerfamilie aus - damit muss Schluss sein", sagte die
Familienpolitikerin. Der Union warf Schmidt vor, den Umbau des
Ehegattensplittings gegen die Mehrheit im Bundestag zu blockieren.
"Alle Fraktionen haben sich für eine Reform des Splittings
ausgesprochen. Nun muss die CDU-Familienministerin handeln." Die
Union wies solche Forderungen zurück. "Wir bleiben beim
Ehegattensplitting", sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende
der Union, Ilse Falk (CDU).
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel