Kritik an Gehaltskürzung bei Hartz-IV-Kindern "Kinder in Sippenhaft"
Archivmeldung vom 13.02.2020
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Freigeschaltet durch André OttDie Grünen haben die Regelung bei Hartz IV kritisiert, wonach Kinder von Sozialleistungsempfängern de facto für ihre Eltern haften müssen. In einem Gespräch mit der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen sagte der sozialpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Sven Lehmann, junge Menschen "sollten nicht dafür bestraft werden, wenn ihre Eltern auf Hartz IV angewiesen sind".
Lehmann sieht die Betroffenen gegenüber Gleichaltrigen benachteiligt, die nicht auf Grundsicherung angewiesen sind. "Hartz IV heißt für junge Menschen: Sippenhaft für ihre Eltern." Mehr als 100.000 erwerbstätige junge Leute aus Hartz-IV-Familien verlieren bis zu 80 Prozent ihrer Einkünfte, wenn sie über 100 Euro im Monat verdienen. Diese Schlussfolgerung ziehen die Grünen aus der Antwort der Bundesregierung auf ihre schriftliche Frage zu den Startbedingungen junger Erwachsener.
Die Grünen halten diese Praxis für hochgradig ungerecht. Der Bundesregierung fehle jegliches Problembewusstsein. "Es wäre richtig, die Bedarfsgemeinschaften aufzulösen und jeden Menschen sozialrechtlich eigenständig zu betrachten", sagte Lehmann. "Das, was unter 25-Jährige Ausbildung oder Nebenjob verdienen, müssen sie behalten dürfen." Gerade jene, die Probleme in der Schule hatten, sollten die Erfahrung machen, "dass sich ihre Arbeit lohnt".
Quelle: Neue Westfälische (Bielefeld) (ots)