Energie-Experte: Früherer Kohle-Ausstieg wird für Stromkunden doppelt teuer
Archivmeldung vom 24.01.2019
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.01.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttZu einer finanziellen Doppelbelastung der Stromkunden wird es kommen, wenn bislang publik gewordene Inhalte aus dem Abschlussbericht der sogenannten Kohle-Kommission umgesetzt werden. Das kritisiert Prof. Dominik Möst vom Bereich Energiewirtschaft an der Technischen Universität Dresden.
Im Gespräch mit dem MDR-Magazin "Umschau" sagte er: "Einerseits wird beim vorzeitigen Ausstieg eine große Entschädigung für die Betreiber fällig, wohl finanziert aus Steuergeldern. Andererseits werden auch die Strompreise steigen, ebenfalls bezahlt durch die Menschen." Im bislang bekannten Entwurf des Abschlussberichtes heißt es: "Es ist ein Ausgleich zu schaffen, der Unternehmen und private Haushalte vom Strompreisanstieg entlastet, der durch die politisch beschleunigte Reduzierung und Beendigung der Kohleverstromung entsteht." Prof. Möst erklärt: "Insbesondere den Ausgleich halte ich für sehr fragwürdig".
Der immer wieder diskutierte Aspekt der Versorgungssicherheit kommt nach Meinung von Energiewirtschaftler Prof. Möst in der Debatte noch zu kurz. Im Berichtsentwurf der Kohle-Kommission ist von einer Kompensation entstehender Engpässe bei der Stromversorgung etwa durch Gaskraftwerke die Rede. Dazu der Energieökonom: "Mir ist noch nicht klar, woher diese Gaskraftwerke mit der entsprechenden Kapazität kommen sollen. Ich sehe die Gefahr, dass auch dann in ein paar Jahren wieder politischer Einfluss auf den Markt nötig sein wird, was auch wieder teuer werden dürfte." Zudem könnten nach seiner Einschätzung zwei verschiedene Konstellationen ungünstig aufeinander treffen, wenn ein vorgezogener Kohle-Ausstieg auf Verzögerungen beim Ausbau der Stromnetze träfe. Solche Verzögerungen beim Leitungsausbau seien schon jetzt der Fall. Und bereits der Ausstieg aus der Kernenergie würde die Netzentwicklungspläne vor große Herausforderungen stellen.
Grundsätzlich kritisch sieht Prof. Möst den vorzeitigen Kohle-Ausstieg in Deutschland im europäischen Kontext und vor dem Hintergrund des länderübergreifenden CO2-Emmissionshandels: "Offen bleibt die Frage, wieviel wird dadurch durch einen möglichen 'Wasserbetteffekt' in Europa kompensiert, wenn zum Beispiel die dafür vorzuhaltenden CO2-Zertifikate nicht in gleichem Maße aus dem System genommen werden."
MDR-Magazin "Umschau", dienstags, 20:15 Uhr, MDR-Fernsehen http://mdr.de/umschau | http://facebook.com/mdrumschau
Quelle: MDR Exklusiv-Meldung (ots)