Bürgermeister von Berlin-Neukölln: Deutscher Sozialstaat lässt Aufstiegswillen verkümmern
Archivmeldung vom 21.10.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer Bürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln, Heinz Buschkowsky, macht den deutschen Sozialstaat für mangelnden Aufstiegswillen in Teilen der Unterschicht verantwortlich. "Ein Sozialsystem, das Aufstiegswillen und Antriebskraft verkümmern lässt, ist nicht wirklich sozial", sagte der SPD-Politiker dem Tagesspiegel (Samstag-Ausgabe).
Die Gesellschaft erkaufe sich sozialen Frieden und
ein gutes Gewissen dadurch, dass sie Benachteiligten Geld gebe.
"Dieser Ablasshandel hilft aber den Betroffenen nicht", sagte
Buschkowsky. Das deutsche Sozialsystem lähme "letztlich den
Selbsterhaltungstrieb und den Kampfeswillen" der Empfänger.
Vor allem in der jungen Generation gebe es eine wachsende Zahl von
Menschen, die sich hängen lasse. Immer mehr junge Leute richteten
sich darin ein, von staatlicher Unterstützung zu leben. "Wer mit 16
aus der Schule kommt und bis 25 noch nie gearbeitet hat, also ein
geregeltes Leben überhaupt nicht kennt, ist für die Gesellschaft
verloren und seine Kinder mit hoher Wahrscheinlichkeit auch", warnte
der Sozialdemokrat. Er forderte einen Umbau des Sozialstaats nach dem
Vorbild skandinavischer Länder. Der Staat müsse nach dem Motto "Keine
Leistung ohne Gegenleistung" den zweiten und dritten Arbeitsmarkt
ausbauen.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel