Wirtschaftsweiser Bert Rürup verurteilt ZDF-Doku "Aufstand der Alten"
Archivmeldung vom 20.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Ökonom und Chef der fünf Wirtschaftsweisen, Bert Rürup, hat die ZDF-Dokumentation "Der Aufstand der Alten" kritisiert. Dem Tagesspiegel am Sonntag sagte Rürup, der Film zeige "kein realistisches Bild vom Leben in Deutschland in gut zwanzig Jahren".
Die Filmemacher blendeten sowohl
die bereits umgesetzten Reformen zur Altersvorsorge als auch die
Mechanismen der Demokratie aus. Rürup warnte davor, die demografische
Entwicklung als Hintergrund für eine "Angstdebatte" zu benutzen. "Wer
sagt, ein ökonomischer Niedergang sei unvermeidlich, ist -
bestenfalls - nur ein schlechter Prophet".
In 20 Jahren, so Rürup, werde das Durchschnittsalter der Wähler
bei 55 Jahren (heute bei 47 Jahren) liegen und er erwarte, dass auch
dann "Politiker, wenn sie gewählt werden wollen, darauf achten, dass
es keine massenhafte Altersarmut geben wird".
Rürup räumte ein, es werde "insbesondere in den neuen
Bundesländern und wohl auch in Berlin" in den kommenden Jahrzehnten
mehr Menschen geben, die im Alter von der staatlichen
Mindestsicherung leben müssten. Dies habe allerdings weniger mit
Demografie denn mit der hohen Langzeitarbeitslosigkeit der
Betroffenen zu tun. Diese Langzeitarbeitslosigkeit habe sich bereits
"in die Rentenbiografien eingefressen" und sorge dafür, dass die
Renten der Menschen in der Zukunft sehr niedrig sein würden. Wer
allerdings Arbeit habe und private Vorsorge betreibe, brauche keine
Angst vor Altersarmut zu haben.
Die von der großen Koalition geplante Verschiebung des
Renteneintrittsalters auf 67 Jahre lobte Rürup. Das Wohlstandsniveau
in Deutschland werde sich angesichts sinkender Erwerbstätigenzahlen
in den kommenden Jahrzehnten nur halten lassen, wenn die Menschen
länger arbeiten.
Der Wirtschaftsweise bezeichnete es als "deutschen Irrglauben", dass nur junge Belegschaften im internationalen Wettbewerb mithalten könnten. Beispiele anderer entwickelter Länder zeigten dies. Die Politik der vergangen Jahre habe jedoch zu einer Mentalität geführt, die ältere Arbeitnehmer aus den Unternehmen treibe. "Hierzulande hören die Leute mit 40 auf, sich fortzubilden und beginnen kurz vor 50, sich mental auf die Rente einzustellen".
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel