Union und SPD gehen bei Schulden für Verteidigung auf Grüne zu
Im Bemühen um eine Einigung mit den Grünen auf Milliardenschulden für Verteidigung und Infrastruktur zeichnet sich bei einem Teil des Pakets ein Kompromiss ab. Vertreter von Union und SPD zeigten sich offen für den Vorschlag der Grünen, den Verteidigungsbegriff so zu fassen, dass auch Nachrichtendienste oder Organisationen zur Friedenssicherung bei den Ausgaben berücksichtigt werden.
"Der erweiterte Verteidigungsbegriff ist quasi ein anderer Ausdruck für
das Konzept integrierte Abschreckung und Gesamtverteidigung", sagte der
CDU-Sicherheitspolitiker Roderich Kiesewetter dem "Handelsblatt"
(Mittwochausgabe). Dazu gehöre neben dem Fähigkeitsaufbau der
Bundeswehr, der Schutz kritischer Infrastruktur, Zivilverteidigung,
Fähigkeiten und Befugnisse bei aktiver sowie passiver Cyberabwehr sowie
Fähigkeitsaufbau bei Nachrichtendiensten, Aufklärung und auch Aufbau
einer zivilen und militärischen Reserve. "Insofern wäre das ein
pragmatischer Vorschlag, der auch die Priorität für die Unterstützung
der Ukraine enthält."
Auch aus den Reihen der SPD kam
Bereitschaft, über den Vorstoß der Grünen zu verhandeln. "Der erweiterte
Verteidigungsbegriff scheint mir durchaus sinnvoll zu sein", sagte der
SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner dem "Handelsblatt" (Mittwochausgabe).
Das Finanzpaket zu teilen und das Sondervermögen für Infrastruktur mit
500 Milliarden Euro erst vom neuen Bundestag verabschieden zu lassen,
lehnt Stegner dagegen ab. "Die Dinge sollten gemeinsam beschlossen
werden. Die demokratische Mitte muss sich da verständigen können", sagte
er.
Der Vorschlag der Grünen sieht vor, dass Ausgaben für die
Gesamtverteidigung und für die Erfüllung sicherheitspolitischer
Aufgaben, die 1,5 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts
übersteigen, von der Schuldenbremse ausgenommen werden sollen. Das gilt
insbesondere für Ausgaben für "die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit,
einschließlich des Ausbaus nachrichtendienstlicher Fähigkeiten, auch in
Systemen kollektiver Sicherheit", "die Hilfe für völkerrechtswidrig
angegriffene Staaten, krisenreaktive Maßnahmen der Auslandshilfe und die
Stärkung internationaler Organisationen zur Friedenssicherung" und "den
Schutz der Zivilbevölkerung, den Schutz der informationstechnischen
Systeme und der Infrastruktur".
Im Vergleich zum Vorstoß von
Union und SPD werden im Vorschlag der Grünen weitere Bereiche in die
Schulden-Regelung miteinbezogen. Zugleich muss ein größerer Teil von
ihnen durch den regulären Bundeshaushalt bestritten werden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur