Ex-Wirtschaftsberater verteidigt Russland-Politik Merkels
Archivmeldung vom 29.03.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer langjährige Wirtschaftsberater Angela Merkels (CDU), Lars-Hendrik Röller, verteidigt die Russland-Politik der früheren Bundesregierungen. "Es gab einen innenpolitischen Konsens, an dem alle beteiligt waren", sagte er dem "Handelsblatt".
"Klimaneutralität bis 2045, raus aus Atom und raus aus der Kohle - dann bleibt nur Gas übrig, zumindest, solange erneuerbare Energien nicht entsprechend zur Verfügung stehen", so Röller, der zehn Jahre oberster Wirtschaftsberater der Altkanzlerin im Kanzleramt war. Die Bundesregierung habe bei seiner Energie- und Wirtschaftspolitik gegenüber Russland immer auf Kritik aus dem Ausland gehört, etwa beim Bau der umstrittenen Pipeline Nord Stream 2. Deutschland habe sich deshalb unter anderem für einen neuen Gasvertrag für die Ukraine eingesetzt. "Damit wollten wir sicherstellen, dass Gas weiter durch die Ukraine fließt", so Röller.
Auch den Bau von Terminals für Flüssiggas (LNG) habe die Große Koalition vorangetrieben. Doch Putins Krieg habe diesen Ansatz zerstört. "Dass er so auch gegen russische ureigene Interessen handelt, hatte ich mir nicht vorstellen können." Ein Energieembargo gegen Russland sieht der Ökonom mit Skepsis. "Wenn die Industrie kein Gas mehr für ihre Produktion bekommt, sind Arbeitsplätze und Wohlstand nachhaltig gefährdet." Dies hätte auch Auswirkungen auf Lieferketten. "Ich denke, Wirtschaftsminister Habeck hat deshalb mit seinen Warnungen recht." Röller sieht zwar Tendenzen, dass sich die De-Globalisierung verstärkt und die Weltwirtschaft in zwei Blöcke zerfallen könnte. Er warnt jedoch eindringlich davor, China zu isolieren. "China ist nicht Russland und hat anders gelagerte Interessen, die sehr eng auf wirtschaftlicher Stärke aufbauen", sagte der Ex-Wirtschaftsberater. Natürlich habe China große geostrategische Interessen, denen man entschieden entgegentreten müsse. "Aber man muss auch mit China zusammenarbeiten, insbesondere in globalen Fragen, wo wir China brauchen, wie etwa beim Klima."
Quelle: dts Nachrichtenagentur