Martin Roth: Deutsche Museen "noch immer zu staatsnah"
Archivmeldung vom 30.09.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Direktor des Londoner "Victoria and Albert"-Museums, Martin Roth, übt deutliche Kritik am Einfluss der Politik bei der Konzeption des Humboldt-Forums: "Ich glaube, dass Museen in Deutschland generell noch immer zu staatsnah sind", so Roth in der Wochenzeitung "Die Zeit".
Zur Rolle der Kulturstaatsministerin Monika Grütters meint Roth: "Man müsste nur den staatlichen Kontrollfetischismus aufgeben. Da sind wir allerdings bei der Kulturstaatsministerin. Mein Eindruck ist, mit dem Amt des Bundeskulturbeauftragten und mit Frau Grütters im Besonderen hat dieser Fetischismus geradezu beängstigende Formen erreicht, wie man an den Debatten der letzten Wochen erkennen kann und wie ich es am Umzug von Galerien und Sammlern nach London erleben darf."
Roth plädiert dafür, auch Flüchtlinge aus den nahöstlichen Bürgerkriegsgebieten in die Planungen zum Berliner Humboldt-Forum einzubeziehen. "Das Humboldt-Forum als eine Übung in Toleranz, unter Einbeziehung von Kriegsflüchtlingen, darunter viele mit dem geeigneten akademischen und praktischen Hintergrund: Das wäre ein guter erster Schritt", so Roth. Er empfiehlt außerdem, bereits zum jetzigen Zeitpunkt Vertreter jener Länder in die Gremien des Humboldt-Forums zu integrieren, mit denen in Zukunft ein kultureller Austausch im Berliner Schloss erfolgen soll: "Die Zusammenarbeit kann auch nur in gemeinsam besetzten Teams erfolgen. Es geht dann nicht um Projekte, die hier erfunden und dort `unten` und `da drüben` akzeptiert werden, sondern um wirkliche Co-Entwicklungen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur