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Gysi: Die SPD ist ein totaler Luschenverein und die Linksfraktion im Bundestag werde es schon ohne ihn schaffen: "Wir sind 64 große politische Kleindarsteller"

Archivmeldung vom 13.10.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.10.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Gregor Gysi 2013 beim Wahlhearing des DOSB
Gregor Gysi 2013 beim Wahlhearing des DOSB

Foto: Ralf Roletschek
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Gregor Gysi, früherer Vorsitzender der Links-Fraktion im Bundestag, hält die SPD "für einen ziemlichen Luschenverein". Auch deshalb wäre er nie gern Sozialdemokrat geworden. Das sagt Gysi in einem Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland, dem mehr als 30 Tageszeitungen angehören. "Die wissen ja nicht mal, ob sie nur das Gegenüber zur CDU werden wollen, oder doch nur ein Anhängsel bleiben wollen."

Außerdem würde er sich viel zu sehr aufregen, wäre er in der SPD. Die SPD müsse begreifen, dass es auch ihr gut tue, wenn sie von einer Linkspartei "unter Druck gesetzt" werde. Er kenne im Übrigen niemanden in der SPD von heute, "der Kanzlerformat" habe. Zur Zukunft seiner eigenen Bundestagsfraktion ohne ihn an der Spitze meinte Gysi: "Ich bin Zweckoptimist. Das wird schon klappen." So ein "Typ Alphatier" wie er es sei, wisse natürlich, dass er auch gute Leute ein bisschen verdrängt habe. Aber: "Wir sind 64 in der Fraktion. Das sind alles große politische Kleindarsteller." Der amtierenden Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wünsche er im Übrigen, dass sie einen so gelungenen Abgang aus der Politik wie er selbst hinlege: "Zu gehen, wenn sie im Zenith ihres Ansehens steht, nicht, wenn sie im Keller ist." Großes Lob spendet Gysi dem Einheits-Kanzler Helmut Kohl. "Helmut Kohl hat seine wirklich großen Marken gesetzt mit der Herstellung der deutschen Einheit." Kohl sei "ein Europäer" gewesen, der mit Leidenschaft den Weg zur europäischen Integration gegangen sei. Seine eigene Leistung in der Politik würdigt Gysi mit der Erklärung, er habe den Teil der DDR in die Einheit geführt, "die von den anderen Parteien nicht gewollt waren und das waren nicht wenige". Stolz sei er, dass es ihm gelungen sei, die Linke so zu etablieren, "dass es auch ein CSU-Wähler normal findet, dass es uns im Bundestag gibt". Seinen Abschied aus der ersten Reihe nennt Gysi endgültig. Er habe wirklich Lust, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. "Und auf den freue ich mich auch. Deshalb geht es nicht mehr zurück. Bis heute bin ich ein Politiker, und ab morgen bin ich ein Gesellschaftspolitiker."

Gysi: Partei links der Sozialdemokratie vor 1989 undenkbar

Nach 21 Jahren in einem verantwortlichen politischen Amt sieht der scheidende Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, zwei Dinge erreicht. "Die Eliten aus dem Osten, auch die Funktionärsebene, mit in die Deutsche Einheit zu führen. Das war die erste Leistung. Die zweite: Deutschland europäisch zu normalisieren, indem jetzt allgemein in der Gesellschaft respektiert wird, dass es ganz gut ist, dass es eine Partei links von der Sozialdemokratie im Bundestag gibt. Das war vor 1989 undenkbar", sagte der Linken-Politiker im phoenix-Interview.

Quelle: Redaktionsnetzwerk Deutschland - phoenix (ots)

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