Habermas gegen deutsche Leitkultur in Deutschland
Archivmeldung vom 03.05.2017
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Freigeschaltet durch André OttDer Philosoph Jürgen Habermas hält eine deutsche Leitkultur in Deutschland für nur schwerlich mit dem Grundgesetz vereinbar. "Eine liberale Auslegung des Grundgesetzes ist mit der Propagierung einer deutschen Leitkultur unvereinbar. Sie verlangt nämlich die Differenzierung der im Lande tradierten Mehrheitskultur von einer allen Bürgern gleichermaßen zugänglichen und zugemuteten politischen Kultur. Deren Kern ist die Verfassung selbst", schreibt Habermas in einem Gastbeitrag für die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post".
Habermas schreibt: "Keine Muslima darf dazu genötigt werden, beispielsweise Herrn de Maizière die Hand zu geben." Habermas: "Allerdings muss die Zivilgesellschaft von den eingewanderten Staatsbürgern erwarten, dass sie sich in die politische Kultur einleben - auch wenn sich das rechtlich nicht erzwingen lässt."
Habermas betont: "Die Eingebürgerten können genauso wie die Alteingesessenen ihre eigene Stimme in den Prozess der Fort- und Umbildung dieser Inhalte einbringen." Versuche der rechtlichen Konservierung einer Leitkultur widersprächen nicht nur dem liberalen Grundrechtsverständnis, sie seien auch unrealistisch, schreibt Jürgen Habermas.
Quelle: Rheinische Post (ots)