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Roland Koch: "Bundesweites Schulverbot hätte es nie geben dürfen"

Archivmeldung vom 09.06.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.06.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Roland Koch, Archivbild
Roland Koch, Archivbild

Foto: Kuebi
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Hessens früherer Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hat der Bundesregierung ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis in der Corona-Politik ausgestellt. In einem Gastbeitrag für "Bild" schreibt Koch: "Ein bundesweites Schulverbot hätte es nie geben dürfen."

Die langen Schulschließungen kosteten in den Aufholprogrammen jetzt "nicht nur Milliarden": "Viele Kinder in schwierigen sozialen Umgebungen drohen den Anschluss zu verlieren." Koch schreibt weiter in dem "Bild"-Gastbeitrag: "Von der Gewalt gegen Kinder und Risiken der unbeobachteten Verwahrlosung ist täglich und schmerzhaft zu hören. Längst hätten Luftfilter in jede Klasse gehört, schon seit Wochen müsste das flächendeckende Testen funktionieren."

Koch konstatiert: "Die weitgehende Unfähigkeit des deutschen Bildungssystems, mit Laptop und digitalem Unterricht umzugehen, ist keine Folge der Pandemie, aber die Pandemie hat den beschämenden Rückstand ans Licht gebracht." Hart fällt auch das Fazit des allgemeinen Corona-Managements der Bundesregierung aus: "Diese Krise wurde im halben Blindflug gesteuert. Die Zahlen des RKI waren unzuverlässig, am Wochenende machten die Behörden vielfach Pause (im Radio hieß das "weil am Wochenende weniger getestet und gemeldet wird"), das Virus nicht. Die Idee, auf Zetteln in Restaurants und Läden die Gäste zu registrieren, wäre schon Ende des letzten Jahrhunderts nicht mehr modern gewesen, die Corona-WarnApp war ein völliger Flop. Dieser Teil der Probleme entstand mit ausdrücklicher Zustimmung eines zumindest wortgewaltigen Teils der Bürger. Zu viele haben Angst vor der Speicherung ihrer Daten, was immer sie da auch befürchten mögen. Im Seuchenfall ist das falsch. Wir brauchen für die nächste Pandemie gut geschützte zentrale Datenspeicher für Erkrankungen, Tests und Impfungen. Die künstliche Dummheit kostet Leben kostet Bildung und kostet wegen unangemessener Beschränkungen auch Freiheit."

Im April 2020 sei der Lockdown richtig gewesen, resümiert Koch in seinem Gastbeitrag für "Bild": "Wir hatten keine Medikamente, keine Tests und kaum Ahnung. Schon bald aber wurde klar, es gibt keine Hoffnung auf ein schnelles Ende der Krise. In einer andauernden Krise aber kann der von Virologen geforderte absolute Gesundheitsschutz nicht alleine stehen. Auch wenn Tests nicht zu 100 Prozent schützen, hätten sie millionenfach eingesetzt werden müssen, um ein Mindestmaß an Kultur, an Sport, an Besuchen wieder möglich zu machen. Für einen belehrenden Bundes-Lockdown gab es keinen Grund, die Länder und Landkreise müssen mit dem Ziel größtmöglicher Freiheit unter Beachtung der jeweiligen Situation vor Ort entscheiden. Ob eine hohe Inzidenz durch einen Vorfall in einer Gemeinschaftsunterkunft oder durch eine Vielzahl von Fällen in einem einzigen Dorf es rechtfertigt einen ganzen Kreis lahmzulegen, da habe ich große Zweifel."

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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