CDU-Generalsekretär verteidigt Wulff gegen Aufklärungsforderungen aus der Union
Archivmeldung vom 12.01.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittCDU-Generalsekretär Hermann Gröhe hat Bundespräsident Christian Wulff gegen die Forderungen nach besserer Aufklärung der Kreditaffäre aus den eigenen Reihen in Schutz genommen. "Bundespräsident Christian Wulff hat im Internet für alle zugänglich, umfassend und detailreich über seinen Hauskredit sowie verschiedene Urlaubsaufenthalte informiert. Dies sollte man jetzt auch anerkennen", sagte Gröhe der "Rheinischen Post".
Zuvor hatte Unions-Fraktionsgeschäftsführer Peter Altmaier die Anwälte Wulffs aufgefordert, sämtliche Antworten auf Fragen der Journalisten im Zusammenhang mit der Kredit- und Medienaffäre im Internet zu veröffentlichen.
Unterdessen wird aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion erstmals offen der Rücktritt von Wulff gefordert. "Die anhaltende öffentliche Debatte ist mit dem Amt nicht vereinbar. An der Stelle von Christian Wulff würde ich mir, dem Amt und meiner Familie das nicht länger zumuten. Ganz gleich ob verschuldet oder unverschuldet. Ich glaube auch nicht, dass die Sache in einem Jahr vergessen ist. An seiner Stelle würde ich in Würde und Anstand den Hut nehmen", sagte der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann der "Bild-Zeitung".
Anwälte präzisieren Angaben zu Wulff-Reisen
Die Anwälte von Bundespräsident Christian Wulff haben seine Angaben zu einem kostenlosen Urlaub in der italienischen Villa eines Versicherungsmanagers präzisiert. Die Eheleute Baumgartl seien "während des Aufenthalts der Eheleute Wulff" nur "teilweise anwesend" gewesen, räumten Wulffs Anwälte jetzt gegenüber dem "Stern" ein. Sie gaben außerdem zu, dass auch das Hauspersonal der Villa "einige Dienstleistungen für das Ehepaar Wulff erbracht hat". In seinem TV-Interview hatte Wulff davon gesprochen, dass er und seine Frau in Italien bei Freunden zu Gast gewesen seien, um "mit den Freunden zusammen zu kochen, zu frühstücken, im Gästezimmer zu schlafen". Indessen stößt Wulffs Verhalten zur Kredit- und Medienaffäre in der Union zunehmend auf Unverständnis.
Niebel empfindet Mitgefühl für Wulff
Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) empfindet für Bundespräsident Christian Wulff "kein Mitleid, aber Mitgefühl". In einem Interview mit der Illustrierten "Bunte" sagte Niebel: "Politiker müssen sich an Recht und Gesetz halten wie alle anderen auch und haben eine Vorbildfunktion." Politiker hätten aber auch ein Privatleben, das geschützt werden sollte, so der FDP-Politiker. Angesprochen auf das Umfragetief seiner Partei antwortete Niebel "Bunte", die schwarz-gelbe Regierungskoalition lobe sich gegenseitig zu wenig. "Auf meinen Reisen habe ich den Eindruck gewonnen: Alle in der Welt wissen, dass es den Deutschen bestens geht, nur die Deutschen nicht." Deutschland habe die niedrigste Arbeitslosenzahl seit 20 Jahren. Laut BBC seien die Deutschen das beliebteste Volk der Welt. "Solche Erfolge fallen nicht vom Himmel. Es gibt sie nicht trotz, sondern wegen der FDP."
Umfrage: Gauck bei Rücktritt Favorit für Wulff-Nachfolge
Sollte Bundespräsident Christian Wulff am Ende doch noch zurücktreten, würde knapp ein Drittel der Bundesbürger gerne den einstigen DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck als Nachfolger sehen. Das ergab eine Umfrage für die neue, am Donnerstag erscheinende Ausgabe des Hamburger Magazins "Stern". Der parteilose Gauck war bei der Wahl im Juni 2010 als Kandidat von Rot-Grün Wulff unterlegen gewesen. Nur elf Prozent der Bürger würden im Fall eines Wulff-Rücktritts gern Arbeitsministerin Ursula von der Leyen im Schloss Bellevue sehen. Mit neun Prozent Zustimmung liegt die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann auf Platz drei. Für Finanzminister Wolfgang Schäuble und Ex-SPD-Chef Franz Müntefering sprachen sich je sieben Prozent der Befragten aus. Am wenigsten können die Deutschen sich Bundestagspräsident Norbert Lammert oder Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann im höchsten Staatsamt vorstellen.
Dass es die Institution Bundespräsident gibt, finden trotz der wochenlangen Wulff-Affäre 69 Prozent richtig. Nur 27 Prozent halten nach der "Stern"-Umfrage das Amt für überflüssig.
Quelle: dts Nachrichtenagentur