Bundestagsabgeordnete wurden bei ihrer Afghanistan-Entscheidung über tatsächliche NATO-Pläne getäuscht
Archivmeldung vom 08.10.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.10.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZur Aufstockung der NATO-Truppen in Afghanistan erklärt MdB Wolfgang Gehrcke, außenpolitischer Sprecher des Parteivorstandes: Wahrheiten, die scheibchenweise zugeteilt werden, sind Unwahrheiten. Den Abgeordneten des 15. Deutschen Bundestages, die Ende September noch einmal zusammengerufen wurden, um den Umfang der deutschen Truppen in Afghanistan sowie deren Einsatzgebiete auszuweiten, sind wichtige Informationen vorenthalten worden. Ihre Entscheidung beruht auf einer Lüge.
- Der Generalsekretär der NATO, Jaap de Hoop Scheffer, spricht
nach der deutschen Entscheidung davon, dass der Gesamtumfang der
NATO-Truppen im Rahmen des ISAF-Einsatzes um 6.000 auf bis zu 15.000
Soldaten erweitert werden soll. Mit der deutschen Entscheidung sollen
Großbritannien, die Niederlande und Kanada unter Druck gesetzt
werden, ihrerseits mehr Soldaten zu entsenden. Erst jetzt wird die
hauptsächliche Begründung, nämlich die USA in Afghanistan militärisch
zu entlasten, genannt. Warum erhielten die Abgeordneten diese
Information nicht vor ihrer Entscheidung?
- Die Vereinigung von Kampftruppen ("enduring freedom") und der
Schutztruppe (ISAF) ist längst nicht vom Tisch. Der
NATO-Generalsekretär besteht auf einem gemeinsamen Oberkommando.
Damit läge eine völkerrechtlich inakzeptable Verknüpfung
unterschiedlicher Mandate vor. Diese Pläne verändern auch die
völkerrechtliche Grundlage der Bundestagsentscheidung.
- Auch die aus dem Verteidigungsministerium lancierte Meldung, dass
sich die deutschen KSK-Truppen nicht mehr in Afghanistan aufhalten,
ist ein Bluff. In den militärischen Richtlinien zum KSK-Einsatz wird
ausdrücklich eine "rein-und-raus"-Strategie beschrieben. Entscheidend
ist nicht, ob sich die deutschen KSK-Truppen derzeit in Afghanistan
aufhalten, sondern dass sie das Mandat haben, sich dort aufhalten zu
können.
Die Fraktion "Die Linke." fordert vom Deutschen Bundestag, dass im
November dieses Jahres auf keinen Fall das Mandat für Kampfeinsätze
im Rahmen von "enduring freedom" verlängert werden darf. Darüber
hinaus macht der Umstand, dass den Abgeordneten wichtige
Informationen vorenthalten wurden, eine erneute Debatte über den
Bundeswehreinsatz in Afghanistan nötig. Die Fraktion "Die Linke."
wird sich dafür einsetzen. "Die Linke." verteidigt das Recht der
Bundestagsabgeordneten und der Öffentlichkeit auf vollständige und
wahrheitsgemäße Information und sieht sich in ihrer ablehnenden
Haltung zum Afghanistan-Einsatz bestätigt.
Quelle: Pressemitteilung Die Linke.PDS