Rentenversicherung sorgt sich um Liquidität
Archivmeldung vom 22.07.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Deutsche Rentenversicherung (DRV) sorgt sich trotz ihres aktuell dicken Finanzpolsters um ihre Liquidität. DRV-Präsident Axel Reimann sagte in einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Die Frage der Mindestliquidität treibt uns um." Eine Phase wachsender Rücklagen sei vorerst nicht mehr zu erwarten. "Und so droht schon 2019, wenn die gegenwärtigen Rücklagen weitgehend verbraucht sein werden, eine durchaus kritische Situation in der laufenden Finanzierung der Renten."
Reimann betonte, 2005 sei die Rentenversicherung schon einmal auf kurzfristige Liquiditätshilfen des Bundes angewiesen gewesen, weil die Mindestrücklage, die mindestens 0,2 Monatsausgaben betragen muss, nicht ausgereicht habe, um die Renten zu zahlen. "Das sollte sich nicht noch einmal wiederholen." Der DRV-Präsident empfahl deshalb, die Untergrenze der sogenannten Nachhaltigkeitsrücklage von 0,2 auf 0,4 Monatsausgaben zu erhöhen. "Alternativ könnte man durch ein regelmäßiges Vorziehen von Bundesmitteln den Liquiditätsverlauf während des Jahres verbessern." Reimann erläuterte, bei der Auszahlung der Renten gehe es um ein sehr kleines Zeitfenster. "Die Beitragseinnahmen stehen uns regelmäßig erst am Rentenzahltag zur Verfügung. Da muss wirklich immer alles zusammenpassen, damit wir die Leistungen auf den Weg bringen können." Und man müsse sich natürlich fragen: "Welche Botschaft geht davon aus, wenn die Rentenversicherung mit Liquidität von außen gestützt werden muss, damit sie pünktlich zahlen kann?" Ende 2015 wird die Rentenversicherung nach neuen Berechnungen von Schätzern voraussichtlich Rücklagen von 33,4 Milliarden Euro haben. Das entspricht 1,73 Monatsausgaben. Die Schätzung im Mai war noch von einer Reserve von 31,4 Milliarden Euro oder 1,62 Monatsausgaben ausgegangen. Grund für die verbesserten Werte sind der gute Arbeitsmarkt und die daraus resultierende günstige Entwicklung der Beitragseinnahmen. Langfristig gibt es aber hohe Zusatzausgaben - etwa durch erweiterte Mütterrenten, die Rente mit 63 und geburtenstarke Jahrgänge, die jetzt nach und nach in den Ruhestand gehen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)