berlinpolis e.V. fordert im Rahmen der Gesundheitsreform die Änderung des Paragraphen 305 (2) Sozialgesetzbuch
Archivmeldung vom 22.01.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.01.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlDer Kompromiss, den CDU/CSU und SPD bei der Gesundheitsreform formuliert haben, verfehlt nach Auffassung des Vorsitzenden der Denkfabrik berlinpolis e.V., Dr. Daniel Dettling, eines der wesentlichen Ziele, nämlich durch mehr Wettbewerb und Transparenz Kosten in Milliardenhöhe einzusparen, beim Versicherten das Kostenbewusstsein zu schärfen sowie Betrug und Korruption einzudämmen.
Die im Jahr 2000 gegründete Denkfabrik berlinpolis hat
es sich zur Aufgabe gemacht, Denkanstöße jenseits etablierter Partei-
und Verbandsstrukturen zu geben und Diskussionsbeiträge zu wichtigen
Zukunftsfragen zu liefern. Im Zusammenhang mit der Diskussion um die
Reform des Gesundheitswesens in Deutschland setzt sich berlinpolis
seit langem für obligatorische Arztrechnungen ein, die Licht in den
Abrechnungsdschungel bringen sollen. Dabei beruft sich Dettling auf
eine forsa-Umfrage vom Frühsommer 2006, nach der 78 Prozent der
Versicherten eine detaillierte Kostenaufstellung über in Anspruch
genommene medizinischen Leistungen befürworten.
Rückendeckung bekommt Dettling jetzt durch die CDU-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (Nordrein-Westfalen) und Günther Oettinger (Baden-Württemberg).
In der Februar-Ausgabe der Zeitschrift "thinktank", die
berlinpolis monatlich herausgibt, weist NRW-Ministerpräsident
Rüttgers darauf hin, dass die Patienten seit Inkrafttreten der
letzten Gesundheitsreform eine Kopie der Arztrechnung verlangen
können, wovon allerdings nur die wenigsten Versicherten Gebrauch
machen. Rüttgers: "In Zukunft sollte jeder Patient automatisch eine
Kopie der Rechnung bekommen; die Abrechnung mit der Krankenkasse muss
jedoch Sache des Arztes bleiben, damit sozial Schwächere nicht in
finanzielle Vorleistung treten müssen."
Auch der baden-württembergische Ministerpräsident Oettinger befürwortet die obligatorische Patientenrechnung: "Bewusstsein über Kosten und damit auch die Mitwirkung an Kostensenkung, an einer sparsamen Gesundheitspolitik entsteht nur dann, wenn der Patient nach jedem Arztbesuch weiß, was die Abrechnung ausmacht."
"Es bedarf nur einer kleinen Änderung im Sozialgesetzbuch und wir
kämen dem Ziel, mehr Kostentransparenz in das
Krankenversicherungswesen zu bringen, ein ganzes Stück näher", so
Dettling. Paragraph 305 (2) des Sozialgesetzbuches schreibt schon
jetzt vor, dass Ärzte und Krankenhäuser dem Patienten "auf Verlangen"
eine sogenannte Patientenquittung ausstellen müssen, die detailliert
über die Kosten der in Anspruch genommenen Leistungen Auskunft gibt.
Dettling: "Es wäre ein kleiner Schritt für die Politik, aber ein
großer Schritt für die Versicherten, wenn die Worte "auf Verlangen"
gestrichen würden und jeder Patient automatisch eine Kosten- und
Leistungsaufstellung bekommt."
Quelle: Pressemitteilung berlinpolis e.V.