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Wissenschaftler für Gesetz zur Verbesserung der Kita-Qualität

Archivmeldung vom 28.08.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.08.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Erich Westendarp / pixelio.de
Bild: Erich Westendarp / pixelio.de

Mehr als 50 Professoren aus den Bereichen frühkindliche Entwicklung, Bildung und Erziehung haben die Bundesregierung dazu aufgerufen, ein Gesetz zur Verbesserung der Kita-Qualität auf den Weg zu bringen. Bund und Länder hätten sich bei der Jugend- und Familienministerkonferenz im Mai 2017 bereits auf Eckpunkte für ein Qualitätsentwicklungsgesetz verständigt:

Dies müsse unmittelbar nach der nächsten Legislaturperiode in ein Gesetzgebungsverfahren einmünden, fordern die Wissenschaftler laut "Welt". Um allen Kindern unabhängig von Herkunft und Wohnort die gleichen Chancen zu ermöglichen, müsse die Mitfinanzierung des Bundes strukturell abgesichert werden, heißt es demnach in dem Aufruf. "Wenn eine Erzieherin sich in einzelnen Bundesländern um bis zu 20 Kinder kümmern muss, führt dies unweigerlich zur Überforderung, dies dürfen wir im Interessen der Kinder, aber auch der Kolleginnen nicht länger zulassen", sagte Wolfgang Stadler, Bundesvorstand der Arbeiterwohlfahrt, der "Welt".

Die breite Unterstützung des Aufrufs mache deutlich, dass "dringender Handlungsbedarf" bestehe, so Stadler. Arbeiterwohlfahrt, der Caritasverband und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hatten den Aufruf der Wissenschaftler initiiert. "Quantität allein genügt nicht, wenn wir den Bildungsauftrag von Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege ernst nehmen wollen", sagte Susanne Viernickel, Professorin für Frühpädagogik an der Universität Leipzig, der "Welt".

Nur wenn die pädagogische Qualität stimme, profitierten Kinder in ihrer sozialen, emotionalen und kognitiven Entwicklung. "Je schlechter der Personalschlüssel, desto höher ist das Risiko, dass Zuwendung und Bildungsanregung leiden und dass Kinder eben keine angemessene Förderung erfahren", sagte Viernickel. Besonders verletzlich seien hier die unter dreijährigen Kinder. Hier dürfe eine pädagogische Fachkraft im Kita-Alltag für höchstens vier Kinder zuständig sein, bei älteren Kindern für höchstens neun.

Insbesondere was die Fachkraft-Kind-Schlüssel betreffe, gebe es zwischen den einzelnen Bundesländern aber noch erhebliche Unterschiede, kritisierte Rahel Dreyer, Professorin an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin. Sie müssten bundesweit den individuellen Bedürfnissen der Kinder angepasst werden: "Nur dann kann sichergestellt werden, dass das Wohlbefinden insbesondere der unter Dreijährigen nicht aus den Augen verloren werden und die `Krippen-Garantie` - wie es von der Politik formuliert wird - auch für sie erfüllt wird", sagte Dreyer der "Welt".

Je höher die Qualifikation der Fachkräfte und insbesondere der Leitung, desto besser entwickelten sich die Kinder, so Dreyer weiter. "Anstatt die Fachkräftekataloge aufzuweichen und vermehrt auch Personal ohne Qualifikation einzustellen, sollte daher dringend auch in die Weiterqualifizierung des Personals investiert werden und zumindest für Leitungskräfte ein akademischer Abschluss angestrebt werden."

Dies sei auch in fast allen anderen europäischen Ländern üblich. Die Düsseldorfer Frühpädagogik-Professorin Irene Dittrich mahnte zudem mehr Forschung zu den konkreten Wirkungen pädagogischer Konzepte und Förderprogramme an. "Kein Medikament wird zugelassen, ohne dass es in zahlreichen Forschungsprojekten seine Wirkung belegt und die Nebenwirkungen so gut wie möglich ausgeschlossen wurden. Die lebenslangen Wirkungen pädagogischer Konzepte prüfen wir nicht", kritisierte Dittrich. Hier bewege man sich noch zu häufig "im Bereich guter Hoffnungen auf Wirksamkeit".

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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