Richterbund will eine Milliarde Euro für innere Sicherheit und noch härtere Strafen

Bild: Eigenes Werk /OTT
Zum Endspurt der Koalitionsverhandlungen hat der Deutsche Richterbund CDU/CSU und SPD zu massiven Investitionen in die Strafjustiz aufgerufen, um die innere Sicherheit zu verbessern. "Union und SPD versprechen in den Koalitionspapieren eine Sicherheitsoffensive mit mehr Personal, mehr Ermittlungsbefugnissen und schärferen Gesetzen im Kampf gegen Kriminalität", sagte der Geschäftsführer des Richterbunds, Sven Rebehn, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Soll das kein leeres Versprechen bleiben, darf die Strafjustiz nicht
zum Flaschenhals werden." Nötig sei deshalb eine "Rechtsstaatsmilliarde,
mit der Schwarz-Rot bis 2028 eine Investitionsoffensive der Länder für
die Justiz anschiebt", forderte er.
Das drängendste Problem seien
nicht zu milde Gesetze oder mangelnde Überwachungsmöglichkeiten,
sondern fehlendes Personal und Geld im Justizwesen. So seien bei den
Staatsanwaltschaften derzeit fast eine Million Fälle unerledigt, sodass
nur noch jeder 15. Fall zu einer Anklage führe, kritisierte Rebehn.
Jedes
Jahr müsse eine dreistellige Zahl dringend Tatverdächtiger wegen zu
langsamer Strafverfahren aus der Untersuchungshaft entlassen werden.
"Die Koalitionspapiere von Union und SPD schlagen deshalb zu Recht einen
neuen Bund-Länder-Pakt vor", erklärte der Chef des Richterbunds. "Mit
2.000 neuen Stellen vor allem für die chronisch unterbesetzten
Staatsanwaltschaften und einem Digitalisierungsschub für die Behörden
und Gerichte käme die Justiz endlich wieder vor die Welle ihrer stetig
wachsenden Aufgaben", sagte Rebehn dem RND.
Die Innenpolitiker
von CDU/CSU und SPD hatten sich in ihrer Arbeitsgruppe auf eine Stärkung
der Polizei und der Nachrichtendienste verständigt. Angesichts der
"multiplen Bedrohungen" müssten die Sicherheitsbehörden "zeitgemäße
digitale Befugnisse, neue Fähigkeiten und ausreichend Personal"
bekommen, heißt es in dem Papier.
Die Rede ist von einer
"Sicherheitsoffensive", bei der alle "europa- und verfassungsrechtlichen
Spielräume" ausgenutzt werden sollen. Unter anderem soll eine
Speicherpflicht für IP-Adressen im Internet eingeführt werden. Die
Forderung der Union, an Bahnhöfen, Flughäfen und
"Kriminalitäts-Hotspots" automatische Gesichtserkennung einzuführen,
lehnt die SPD bislang ab.
Quelle: dts Nachrichtenagentur