Wirtschaftsweiser Werding gegen Einführung von Karenztagen
Führende Ökonomen haben mit Skepsis auf den Vorschlag von Allianz-Chef Oliver Bäte regiert, bei Krankmeldungen wieder einen Karenztag einzuführen, an dem Beschäftigte keinen Lohn erhalten.
"Wenn man für einen Krankheitstag auf knapp fünf Prozent des
Monatslohnes verzichten muss, treibt das auch viele Personen zur Arbeit,
die dort mit Rücksicht auf ihren Gesundheitszustand und auf
Ansteckungsgefahren nichts zu suchen haben", sagte der Wirtschaftsweise
Martin Werding dem "Handelsblatt" (Mittwochausgabe).
Daher sollte
in jedem Fall breiter über mögliche Lösungen diskutiert werden, so der
Bochumer Ökonom. Werding schlägt vor, bei der im EU-Maßstab relativ
großzügigen Lohnfortzahlung anzusetzen und sie beispielsweise für die
erste Krankheitswoche auf 80 Prozent des Lohns zu begrenzen, so wie es
schon ab der siebten Woche gilt. "In wirtschaftlich angespannter Lage
wurde eine solche Änderung 1996 schon einmal vorgenommen, aber zwei
Jahre später wieder kassiert", sagte Werding.
Der
Gesundheitsökonom Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen sieht
die Wiedereinführung von Karenztagen bei der Entgeltfortzahlung
"durchaus als ein geeignetes Instrument" an, hält sie aber für schwer
durchsetzbar. Bisherige Erfahrungen zeigten, dass solche Karenztage dann
von den Gewerkschaften in den Tarifverhandlungen wieder wegverhandelt
würden. "Daher denke ich letztlich, dass wir uns die gesellschaftliche
Daueraufregung, die das Thema dann für viele Monate bringt, sparen
sollten", sagte Wasem der Zeitung.
Quelle: dts Nachrichtenagentur