Weselsky nennt Scheuer "schlechtesten" Verkehrsminister
Archivmeldung vom 28.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićKurz vor seinem Abschied als Chef der Lokführergewerkschaft GDL greift Claus Weselsky die Verkehrsminister der aktuellen und früherer Bundesregierungen scharf an.
"Wir haben in Deutschland die Kombination aus unfähigen Bahn-Vorständen
und Verkehrsministern, die sich nicht für die Bahn, sondern nur fürs
Auto interessieren", sagte Weselsky der "Süddeutschen Zeitung". Andreas
Scheuer (CSU), der unter der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) von 2018 bis 2021 für Verkehr zuständig war, sei "der
schlechteste" gewesen. Aber auch der aktuelle Verkehrsminister Volker
Wissing (FDP) tue viel zu wenig für die Schiene, kritisiert der
GDL-Chef: "Volker Wissing hat bisher vor allem erreicht, dass die
Tochterfirma DB Netz nun 'Infrago' heißt und auch für Bahnhöfe zuständig
ist. Na toll."
Anfang September gibt Weselsky das Amt an der
Spitze der Lokführergewerkschaft ab. Ein Engagement in der Politik
schließt er für die Zeit danach aus: "Das kommt für mich nicht infrage.
Als Berufspolitiker brauchen Sie doch ein Rückgrat wie ein
Gartenschlauch." Parteidisziplin gehe über alles, das habe er bei Angela
Merkel erlebt; Weselsky ist CDU-Mitglied. "Mit einer gefestigten
Meinung, wie ich sie habe, kannst du in einer Partei nichts ausrichten."
Er habe nicht vor, "als Kassierer im Ortsverband anzufangen" und sich
"20 Jahre lang zum Ortsverbandsvorsitzenden hochzuarbeiten".
Als
Nachfolger Weselskys an der GDL-Spitze ist sein bisheriger
Stellvertreter Mario Reiß vorgesehen, er soll auf der Generalversammlung
der Gewerkschaft vom 2. bis 5. September in Dresden gewählt werden.
Dass Reiß sich derzeit kaum in der Presse zu Wort meldet, begründet
Weselsky damit, dass die Gewerkschaft "hundertprozentig mit einer Zunge"
sprechen müsse. Es habe Interviews gegeben, in denen versucht worden
sei, einen Keil zwischen Weselsky und Reiß zu treiben. "Darauf sagte
ich: Mario, du machst jetzt keine Interviews mehr, bis du gewählt bist."
In
seinen ersten 30 Lebensjahren in der DDR habe er gelernt, kritisch zu
hinterfragen, "was einem vorgegaukelt wird", so Weselsky. "Sie redeten
mir alle ein, wenn's keinen Ketchup im Geschäft gibt, ist das für den
Frieden, das musst du hinnehmen." Er habe aber Parteisekretäre gesehen,
die "kistenweise Ketchup rausschleppten und gegen einen Auspuff für
ihren Wartburg eintauschten. Wasser predigen und Wein trinken - für so
was habe ich seither einen Blick."
Quelle: dts Nachrichtenagentur