Ex-Minister Schönbohm attackiert Kauders AfD-Kurs
Archivmeldung vom 03.06.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Streit um den künftigen Umgang mit der eurokritischen Alternative für Deutschland (AfD) gehen CDU-Granden auf Distanz zum Kurs der CDU-Führung: In der "Bild" kritisierte Brandenburgs früherer Innenminister Jörg Schönbohm die Absage von CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder, sich nicht mit AfD-Politikern in Talkshows zu setzen. "Die Union muss sich mit der AfD offensiv auseinandersetzen. Sich dem Gespräch zu verweigern, wie Unionsfraktionschef Volker Kauder es vorhat, halte ich für falsch", sagte Schönbohm.
Der langjährige CDU-Ministerpräsident Bernhard Vogel sagte der Zeitung: "Die Sorgen der AfD-Wähler muss man ernst nehmen." Vogel betonte zugleich, die AfD müsse "erst eine Partei werden, um ernst genommen zu werden". Auch von jungen Politikern gibt es deutliche Kritik an Kauders Kurs.
Der Kandidat für den Vorsitz der Jungen Union, Benedikt Pöttering, forderte ausdrücklich die Auseinandersetzung mit der AfD in Talkshows und auf öffentlichen Podien: "Ich bin für eine nüchterne, zugleich kritische Analyse des Wahlergebnisses. Wir müssen die gut 500.000 Wähler, die statt der Union diesmal AfD gewählt haben, in ihren Sorgen sehr ernst nehmen. Es ist die Verpflichtung der Europapartei CDU, für Europa zu werben, ohne einen verblendeten Blick auf die EU zu haben. Die AfD im Wahlkampf zu ignorieren war falsch."
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte hingegen: "Wir wollen nicht die AfD, wir wollen ihre Wähler mit unseren Argumenten überzeugen."
AfD-Vize-Chef Henkel: Rate davon ab, sich der Union anzubiedern
AfD-Vize-Chef Hans-Olaf Henkel hält Koalitionen mit der Union auf Bundes- oder Europaebene vorerst für ausgeschlossen. Eine Zusammenarbeit sei "völlig undenkbar, solange die CDU/CSU an ihrer leichtsinnigen Eurorettungspolitik" festhalte, sagte Henkel der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe) als Reaktion auf die Debatte um mögliche Bündnisse mit der AfD in der Union. "Auf Länderebene und in den Kommunen entscheiden das die jeweiligen Gremien selbst, aber ich rate davon ab, sich anzubiedern", sagte Henkel. AfD-Parteichef Bernd Lucke signalisierte Gesprächsbereitschaft mit "allen demokratischen Parteien" und betonte: "Wenn die zweite Reihe der CDU gegen die Dämonisierung der AfD durch Frau Merkel aufbegehrt, dann ist das ein erfreuliches Zeichen für die schon totgeglaubte innerparteiliche Debattenkultur in der Union."
Quelle: dts Nachrichtenagentur / Rheinische Post (ots)