Leopoldina formuliert radikalen Plan zur Rettung der biologischen Vielfalt
Archivmeldung vom 22.05.2020
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Freigeschaltet durch André OttZum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt präsentierte heute ein interdisziplinäres Wissenschaftsteam der Leopoldina einen umfassenden Bericht zum globalen Zustand der biologischen Vielfalt. Die älteste naturforschende Akademie der Welt legte einen politisch ungefilterten Zehn-Punkte-Plan zur Bewältigung der Biodiversitätskrise vor.
"Die klare und wissenschaftlich belegte Analyse zeigt eindringlich: Auch die deutsche Politik muss jetzt 'ohne Wenn und Aber' Verantwortung für die Rettung der biologischen Vielfalt übernehmen. Die Bundeskanzlerin muss das zur Chefsache machen, um eine wirksame Antwort auf den Zehn-Punkte-Plan zu finden", fordert Georg Schwede von der Campaign for Nature. Wie schon der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) im letzten Jahr, zeichnen die Forscher ein ähnlich düsteres Bild vom Zustand der Biodiversität weltweit. Sie sehen die menschliche Existenz bedroht, wenn es nicht gelingt, eine grundlegende Trendwende im Umgang mit der Natur zeitnah einzuleiten. Dazu gehören laut Leopoldina deutlich verstärkte Maßnahmen zum Schutz bestehender natürlicher Lebensräume. Auch die Wiederherstellung von beeinträchtigten Lebensräumen und vor allem eine radikale Umkehr in der Landwirtschaft werden gefordert. Die Leopoldina macht die Landwirtschaft für 80 Prozent des Verlustes der biologischen Vielfalt verantwortlich.
Der Zehn-Punkte-Plan der Leopoldina für eine Trendwende formuliert klare Forderungen an die Bundesregierung und die Europäische Union. Diese Forderungen gehen in vielen Bereichen über das hinaus, was in den in dieser Woche vorgestellten Strategien der Europäischen Kommission, der Biodiversitätsstrategie und der "Farm to Fork" Strategie, an Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität geplant ist.
Insbesondere begrüßt die Campaign for Nature die Forderung der Wissenschaftler:
- nach einer politischen Initiative zur Sicherung der Biodiversität auf 50 Prozent der Landfläche aller Ökoregionen der Erde und auf 40 Prozent der Meeresfläche durch Einrichtung, Finanzierung und Überwachung von wirksamen Schutzgebieten,
- die finanzielle Stärkung der Schutzgebiete in Schwellen- und Entwicklungsländern, unter anderem als Ausgleichsmaßnahme, um den externen ökologischen Fußabdruck Deutschlands und der EU zu kompensieren. Dafür sollen z. B. jährlich vier Milliarden Euro zur dauerhaften Finanzierung bereits bestehender Schutzgebiete in Afrika investiert werden,
- einen Aktionsplan von EU, Deutschland und der Weltgemeinschaft zur Erreichung eines wirksamen Schutzes der verbliebenen Primärwälder der Erde, einschließlich eines Fonds der Weltgemeinschaft in ausreichender Höhe von 35 Milliarden Euro für zehn Jahre
Mit diesem Bericht sende die Leopoldina zum Weltbiodiversitätstag ein weiteres deutliches Zeichen an die Bundesregierung, dass und wie gehandelt werden muss, um die Biodiversitätskrise zu bewältigen, so Georg Schwede. "Dieser Bericht renommierter Wissenschaftler bestätigt uns auch in unserer Forderung, mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresflächen bis 2030 unter wirksamen Schutz zu stellen. Dies würde den Verlust der biologischen Vielfalt aufhalten und gleichzeitig wirksame Beiträge zum Schutz vor Pandemien und zum Klimaschutz leisten", kommentierte Georg Schwede.
Von Umweltministerin Schulze erwartet Schwede nun, dass sie sich diese Forderungen zu eigen macht und in den gegenwärtigen Verhandlungen zum 'Übereinkommen über die biologische Vielfalt' (CBD) mit Nachdruck vertritt.
Quelle: Campaign for Nature (ots)