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Monopolkommission mahnt Spahn zum Umbau des Gesundheitssystems

Archivmeldung vom 17.04.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.04.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Thomas Siepmann / pixelio.de
Bild: Thomas Siepmann / pixelio.de

Das deutsche Gesundheitssystem braucht nach Einschätzung des Spitzen-Ökonomen Achim Wambach dringend mehr Wettbewerb. Jens Spahn, der neue Gesundheitsminister, habe "eine herausfordernde Aufgabe vor sich", schreibt Wambach in der "Welt". Wambach, der Vorsitzender der Monopolkommission und Präsident des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ist, beruft sich dabei auf Daten aus dem Gesundheitsbericht der OECD.

So liege Deutschland mit Blick auf die Anzahl der Ärzte sowie Betten pro Einwohner oberhalb des Durchschnitts der OECD-Länder, bei der Qualität hapere es aber. Das belegten etwa die Sterberate nach Herzinfarkten oder geburtstraumatische Verletzungen, bei denen Deutschland überdurchschnittlich schlecht abschneide. "Ein wesentlicher Faktor ist der hierzulande unzureichend funktionierende Wettbewerb zwischen den Krankenversicherungen", so Wambach. "Wie beschränkt der Wettbewerb ist, wird beim Blick auf die privaten Krankenversicherungen (PKV) offensichtlich", so der Professor weiter.

Dadurch, dass ein PKV-Versicherter in jungen Jahren Prämien anspart und diese später nur teilweise bei einem Versicherungswechsel mitnehmen kann, sei ein Versicherungswechsel im Alter so gut wie ausgeschlossen. "Damit fehlt aber ein wesentlicher Anreiz für die privaten Krankenversicherungen, sich für den Versicherten einzusetzen, da dieser bei Missfallen nicht einfach den Anbieter wechseln kann." Eine Lösung dieses Problems könne darin bestehen, die "Mitnahme von risikobasierten Rückstellungen" zu ermöglichen. Auch im gesetzlichen Krankenversicherungssystem sieht Wambach Handlungsbedarf. Zwar könne der Versicherte jedes Jahr den Krankenversicherer wechseln. Allerdings manifestiere sich dieser Wettbewerb primär in einem Prämienwettbewerb und nicht im Wettbewerb um das beste Angebot. Ursache hierfür sei unter anderem, dass auch die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) keinen geldwerten Vorteil erhielten, wenn sie ihren Versicherten einen besseren Service anbieten.

Wambach konzediert, das Problem der GKV sei schwer in den Griff zu bekommen, da ein Finanzierungssystem mit einkommensabhängigen Beiträgen einen Risikostrukturausgleich zwischen den Krankenkassen zwingend erforderlich mache. Aber es würde schon helfen, wenn diese Problematik den Entscheidungsträgern bewusster wäre und wenn die Instrumente, um dagegen vorzugehen, auch eingesetzt oder zumindest erprobt würden. Denkbar wäre nach den Vorstellungen Wambachs etwa, die Zuweisungen an die Krankenversicherer an deren Erfolge bei der Verbesserung der Gesundheit ihrer Versicherten zu knüpfen, wie es die Monopolkommission empfiehlt. Flankierend sollten die Kassen mehr Möglichkeiten erhalten, im Wettbewerb neue Versorgungsangebote zu erproben.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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