Bundesbeauftragter Jahn für differenziertere Bewertung von DDR-Biografien
Archivmeldung vom 14.06.2014
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Freigeschaltet durch Doris OppertshäuserDer Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes, Roland Jahn, hat sich für eine differenziertere Bewertung von DDR-Biografien ausgesprochen. Es habe bei der Aufarbeitung der Geschichte »eine Fixierung auf die Staatssicherheit« gegeben. »Da hat man es sich oft zu einfach gemacht, es sind Menschen in die Ecke gestellt worden«, sagte Jahn der in Berlin erscheinenden Tageszeitung »neues deutschland«. Eine angemessene Sicht auf Biografien verlange »eine gesellschaftliche Debatte, wir müssen die Zeitzeugen hören - auch solcher die bei der Stasi waren. Das ist noch ein mühsamer Weg.«
Der frühere Bürgerrechtler und Journalist sagte: »Eine differenzierte Bewertung von Biografien kann nur funktionieren, wenn wir dafür sorgen, dass die Menschen nicht verdammt werden, sondern dass respektiert und anerkannt wird, wenn sie offen sprechen.« Jahn forderte zugleich frühere Mitarbeiter der Staatssicherheit zu mehr Gesprächsbereitschaft auf. »Ich sehe da viel zu wenig Offenheit, gerade bei denen, die damals in der Staatssicherheit in Verantwortung waren.«
Zur Zukunft der Unterlagenbehörde sagte Jahn: »Den Bedarf an Aufarbeitung bestimme nicht ich. Aber ich setze mich dafür ein, dass es solange die Möglichkeit der Akteneinsicht - auch der Beratung und Hilfe - gibt, solange auch nur ein Einzelner diesen Wunsch hat.« Die Diskussion über die Einsetzung einer Kommission, welche Vorschläge zur Zukunft der Behörde erarbeiten soll, begrüßte Jahn. »Das entlässt uns aber nicht aus der Aufgabe, auch in der Gesellschaft eine breite Diskussion über die Zukunft und die Strukturen der Aufarbeitung der DDR zu führen.«
Mit Blick auf Forderungen aus der CDU, Vertreter der Linkspartei sollten nicht an der Kommission beteiligt werden, sagte Jahn, er »fände es gut, wenn die Debatte über die Kommission und die Zukunft der Behörde einen ausreichenden Abstand von parteipolitischen Auseinandersetzungen hat«.
Quelle: neues deutschland (ots)