Debatte um Cannabis-Legalisierung nimmt Fahrt auf
Archivmeldung vom 13.10.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Debatte um eine mögliche Cannabis-Legalisierung nimmt Fahrt auf. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter ist für Modellprojekte unter der Bedingung von Vorgesprächen mit den Konsumenten. "In den Abgabestellen muss es Präventionsgespräche geben", sagte der kommissarische Bundesvorsitzende Dirk Peglow dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Die Pflicht zu solchen Gesprächen solle wie in Kanada mit der Verkaufslizenz verknüpft werden. "Apotheken sind als Abgabestellen nicht geeignet, da dort keine ausführliche Drogenprävention erfolgen kann. Es braucht geschulte Fachleute, die Konsumenten in den Abgabestellen aufklären", so Peglow.
Er riet im Sinne des Gesundheitsschutzes zu einer kontrollierten Abgabe von kontrolliertem Cannabis durch lizenzierte Verkaufsstellen: "Die Menschen wissen gar nicht, was sie für eine Cannabis-Mischung auf dem illegalen Markt kaufen. Das ist ein regelrechtes Überraschungspaket."
Peglow forderte ein flächendeckendes Präventionsprogramm: "Wir brauchen eine verbindliche Drogenprävention an allen Schulen in Deutschland. An vielen Orten leisten dies bereits Kollegen der Rauschgiftkommissariate, aber die haben eigentlich ganz andere Dinge zu tun." Er appellierte an die Kultusminister, Fortbildungen für Lehrkräfte vorzuschreiben: "Bei der Drogenprävention durch Lehrkräfte gibt es derzeit einen großen Flickenteppich in Deutschland. Es ist sinnvoll, wenn die Kultusminister sich darauf verständigen, dass alle Lehrkräfte Seminare zu Drogenprävention besuchen müssen." Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warnte hingegen vor einer Legalisierung: "Aus medizinischer Sicht ist die Freigabe von Cannabis deutlich abzulehnen", sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagausgaben).
"Es gibt keinerlei medizinische Notwendigkeit, Cannabis - über die zulässigen Indikationen hinaus - zu legalisieren." Entsprechende Überlegungen hätten nichts mit Medizin zu tun, sondern seien politisch begründet, kritisierte Montgomery. Die Schädlichkeit von Cannabis mit Alkohol zu vergleichen, sei "Zeichen mangelnder politischer Führung". Besonders gefährlich werde es, "wenn unter einem falschen Verständnis von Liberalität die Freigabe einer medizinisch gefährlichen Substanz als Akt der Befreiung betrachtet wird". Der Lehrerverband zeigte sich ebenfalls skeptisch: "Im Beispiel der Niederlande sieht man, dass die Legalisierung von weichen Drogen auch zu einer drastischen Ausweitung der harten Drogenszene geführt hat", sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger dem RND. "Die Grenze zwischen harten und weichen Drogen wird zunehmend verwischt. Der Einfluss der Drogenbarone ist gestiegen und nicht gesunken. Und das macht vielen Lehrkräften Sorgen." Allenfalls würde er dafür plädieren, jetzt nicht die "große Öffnung" vorzunehmen, sondern eher den Weg gehen, den Teile der SPD erwägen. "Erst einmal Modellversuche einrichten, um eine bessere Entscheidungsgrundlage zu bekommen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur