Linke: Arbeitspflicht für Bürgergeld-Empfänger wäre "extrem teuer"
Die Linke im Bundestag geht davon aus, dass durch eine bundesweite Arbeitspflicht für Bürgergeld-Empfänger dem Steuerzahler bis zu 7,1 Milliarden Euro zusätzliche Kosten pro Jahr entstehen würden. Die Partei beruft sich auf eigene Berechnungen, über die die Zeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland" berichten.
Demnach müsste der Staat für Einrichtung und Betrieb der zusätzlichen
gemeinnützigen Jobs durchschnittlich 657 Euro pro Monat und Stelle
aufbringen. Davon würde nur etwa ein Fünftel als gesetzlich
vorgeschriebene Entschädigung an die Arbeitslosen gehen. Die restlichen
Kosten entstünden beim Träger oder der Gemeinde. Forderungen nach einer
solchen bundesweiten Arbeitspflicht waren zuletzt vor allem aus CDU und
FDP gekommen.
In dem Expertenpapier der Linken-Gruppe beziehen
sich die kalkulierten Jahreskosten von knapp 7,1 Milliarden Euro auf die
Annahme, dass man zumindest für die Hälfte der rund 1,8 Millionen
arbeitsfähigen Erwerbslosen solche Stellen schaffen könnte. "Hinzu kämen
die Jobcenter-internen Kosten zur Verwaltung dieser Maßnahmen", heißt
es weiter. Eine Ersparnis brächte die Arbeitspflicht dem Staat dagegen
nicht, weil die "Arbeitsgelegenheiten" für Sozialleistungsempfänger laut
Gesetz keine regulären Arbeitsplätze ersetzen dürften.
Die Linke
lehnt eine solche Arbeitspflicht ab: "Die vorgeschlagene Arbeitspflicht
verstößt nicht nur gegen unzählige Gesetze, sondern wird für den
Steuerzahler auch extrem teuer", sagte ihre Gruppenvorsitzende Heidi
Reichinnek dem RND: "Selbst wenn diese Arbeitspflicht nur für die Hälfte
der Betroffenen umgesetzt würde, würde das doppelt so viel kosten wie
aktuell alle Weiterbildungen und Maßnahmen im Bürgergeld zusammen."
Das
Geld wäre sogar besser ausgegeben, wenn der Staat damit reguläre Jobs
in bestehenden Unternehmen oder öffentlichen Institutionen finanzieren
würde, so Reichinnek: "Mit diesen sieben Milliarden Euro pro Jahr könnte
man auch 450.000 ganz normale, sozialversicherungspflichtige
Arbeitsstellen für Langzeitarbeitslose schaffen", sagte die
Sozialpolitikerin.
Die Berechnung der Linken geht davon aus, dass
von den rund 5,5 Millionen Arbeitslosen in Grundsicherung nur rund 1,8
Millionen Menschen für eine Arbeitspflicht infrage kommen. Laut
Arbeitsagentur stehen die Restlichen dem Arbeitsmarkt nicht zur
Verfügung, weil sie minderjährig, bereits erwerbstätig oder in
Ausbildung, chronisch krank oder behindert oder aufgrund anderer
Hindernisse wie Kinderbetreuung oder Pflege nicht verfügbar sind.
Die
Debatte war entstanden, weil Schwerin als erste deutsche Stadt
Deutschlands eine Arbeitspflicht für erwerbsfähige Empfänger von
Bürgergeld einführen will. Aus der CDU kamen danach Forderungen einer
bundesweiten Einführung des Modells.
Quelle: dts Nachrichtenagentur