Virologe Drosten schließt Bewertung von BND-These zu Corona aus
Archivmeldung vom 14.03.2025
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Virologe Christian Drosten will sich den Vorwurf des Bundesnachrichtendienstes (BND), dass das Coronavirus im Labor entstanden sei, nicht zu eigen machen. "Ohne wissenschaftliche Auswertung sind wir im Bereich von Behauptungen", sagte Drosten einem Podcast des Senders ntv am Donnerstag. "Egal, ob ein Professor oder ein Geheimdienst oder ein Politiker das behauptet, es sind nur Behauptungen."
Die bisherigen Untersuchungen zum natürlichen Ursprung seien
"wissenschaftlich korrekt, wissenschaftlich hinterfragt und angegriffen
worden und haben diese Angriffe überlebt". Drosten fragte, wo auf der
anderen Seite das wissenschaftliche Gewicht sei.
Zu den Rohdaten
habe er keinen Zugang. "Und ohne diesen Zugang können wir uns damit
nicht wissenschaftlich befassen", so Drosten. "Wir schreiben keinen
Bericht darüber. Wenn jetzt im Moment die Erwartung besteht, dass diese
Wissenschaftlergruppe das macht mit den Daten vom
Bundesnachrichtendienst, dann muss ich sagen: Das wird nicht passieren,
das ist nicht möglich."
Er gibt an, erstmals im Januar zu
Besprechungen mit dem Geheimdienst gebeten worden zu sein. "Für mich war
das alles vollkommen neu." Der Geheimdienst habe um eine Beratung zu
den Ergebnissen gebeten, so der Corona-Experte. "Was man nicht von uns
verlangen kann, ist eine wissenschaftliche Beurteilung. Denn dazu
müssten wir die dahinterliegenden Daten und Erkenntnisse auch sehen und
nicht hübsch verpackt aufgearbeitet präsentiert kriegen." Daher könne er
die Erkenntnisse auch nicht bewerten.
"Es ist wichtig, in der
Öffentlichkeit zu verstehen, was es bedeutet, eine wissenschaftliche
Beurteilung abzugeben", sagte Drosten. "Das bedeutet, man hat Rohdaten,
die analysiert man und diese Analyse publiziert man." Mit der
Publikation müssten aber auch die Rohdaten veröffentlicht werden. "Damit
nämlich andere Wissenschaftler mit ihren Methoden diese ebenfalls
analysieren können und das herausfordern, was man da in die
Öffentlichkeit setzt", so Drosten. "Und das ist das, was wir eigentlich
als wissenschaftlichen Diskurs verstehen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur