Historische Entscheidung gegen Streumunition
Archivmeldung vom 17.02.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlAm 16. Februar 2006 hat das Belgische Parlament Produktion, Lagerung, Handel und Einsatz von Streumunition verboten. Mit der Endscheidung der belgischen Abgeordneten wendet sich erstmals ein Parlament per Gesetz gegen eines der derzeit umstrittensten Waffensysteme.
"Die Entscheidung des Belgischen Parlamentes ist richtungweisend.
Deutschland darf jetzt den Anschluss nicht verpassen und muss auch
ein Verbot von Streumunition umsetzen", fordert Thomas Gebauer von
medico international.
Betroffen vom neuen belgischen Gesetz ist die Firma Forges
Zeebrugge, die Streumunitionsraketen (Typ 70mm FZ101) für den
deutschen Kampfhubschrauber TIGER herstellt. Forges hatte versucht
das Gesetz zu kippen. Forges ist eine hundertprozentige Tochter der
Firma TDA, die wiederum zu 50% der EADS-Deutschland gehört. EADS
bietet auch in Deutschland über Tochterunternehmen Streumunition an.
"Ausgerechnet eine Bestellung der Bundeswehr hat die Abstimmung im
Belgischen Parlament fast zum Scheitern gebracht. Heute aber freuen
wir uns außerordentlich, ein Vorbild zu haben, dass die Kampagne für
ein Verbot auch Deutschland beleben und die Forderungen von
Aktionsbündnis Landmine.de unterstützen wird", sagt Francois de
Keersmaeker, Geschäftsführer von Handicap International in
Deutschland. Die Organisation hatte den Gesetzentwurf ins Parlament
eingebracht und sich monatelang für die postive Entscheidung
eingesetzt.
Mit dieser Entscheidung kommt Belgien auch einer Resolution des
Europäischen Parlamentes nach. Auf Initiative von Aktionbündnis
Landmine.de hatte das Parlament im Jahr 2004 alle EU-Staaten
aufgerufen Moratorien für Streumunition zu erlassen.
Bereits vor einem Jahr hatte das Aktionsbündnis Landmine.de auch dem Deutschen Bundestag eine dementsprechende Resolution vorgeschlagen. "Jetzt gilt es diese Resolution schnellstmöglich zu verabschieden und ein adäquates Gesetzgebungsverfahren einzuleiten", sagt Thomas Küchenmeister, von Landmine.de. Das Aktionsbündnis fordert weitere Beschaffungen und Exporte zu stoppen und eine Verlagerung von Produktionsstätten zu verhindern.
Quelle: Pressemitteilung Aktionsbündnis Landmine.de