Meinungsforscher räumen Merkel durchaus noch Erfolgsaussichten ein
Archivmeldung vom 22.08.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlTrotz der derzeit schlechten Umfragewerte für sie selbst und die Union sehen führende Meinungsforscher in Deutschland durchaus noch gute Erfolgsaussichten für Angela Merkel. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstag-Ausgabe) sagte der Leiter der Forschungsgruppe Wahlen, Matthias Jung:
"Legitimation
wird in demokratischen Gesellschaften durch Wahlen erreicht und nicht
dadurch, wie man in Umfragen abschneidet." Sinnlose Polarisierungen
seien "in Anbetracht der bekannten Harmoniesucht der Deutschen - vor
allem bürgerlicher Wähler - kein sinnvolles Erfolgsrezept", meinte
Jung. "Wichtiger ist, dass beide Regierungsparteien eine ordentliche
Arbeit abliefern." Solange keine Wahlen anstünden, müssten sie
durchaus auch unpopuläre Maßnahmen durchsetzen, um anschließend vor
den Wähler zu treten und entsprechende Ergebnisse vorweisen zu
können. "Auf den Tisch hauen und ,Basta' schreien ist nicht
gleichbedeutend mit politischer Führung", mahnte Jung. Es werde immer
ein zielgerichtetes moderieren sein müssen. "Dies mag vielleicht den
einen oder anderen 150-Prozentigen nicht begeistern - aber alles
andere ist unrealistisch", so der Chef der Forschungsgruppe.
Sein Demoskopie-Kollege Manfred Güllner, Chef des
Meinungsforschungsinstituts Forsa, sagte gegenüber der Zeitung: Frau
Merkel habe "alle Chancen, denn diese große Koalition ist dazu
verdammt, möglichst lange zusammen zu halten". Solange das der Fall
sei, werde ihr niemand an den Kragen gehen. "Sobald die Regierung
Erfolg vorweisen kann, wird sie aus dem Vertrauensloch auch wieder
heraus kommen." Frau Merkel müsse einen Spagat hinbekommen zwischen
Alltagshandeln in der Regierung, das nicht zu konfliktträchtig sein
dürfe. "Und sie muss der CDU eine Identität geben. Diese hat die
Partei aber schon unter Kohl verloren und unter Merkel nicht
gewonnen", meinte Güllner. Die Bürger erwarteten von der Kanzlerin,
"dass sie das Ziel, den Weg und die Richtung ihrer Politik klar
macht". Das sei es, was die Menschen zunehmend vermissten.
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung