Grüne, SPD und FDP verlangen flexiblere Arbeitszeiten
Archivmeldung vom 08.01.2020
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Freigeschaltet durch André OttGrüne, SPD und FDP fordern flexiblere Arbeitszeiten und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. "Es ist höchste Zeit, dass endlich wieder mehr Schwung in die Debatte zur Vereinbarkeit von Arbeit und Leben kommt", sagte die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katrin Göring-Eckardt, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Man müsse diskutieren, "wie sich Arbeit besser an die Bedürfnisse der Menschen anpassen lässt, statt nur umgekehrt", so die Grünen-Politikerin weiter. Auslöser war eine Debatte über eine Äußerung der finnischen Ministerpräsidentin Sanna Marin aus dem vergangenen Jahr. Sie hatte Modelle wie eine Vier-Tage-Woche oder einen Sechs-Stunden-Tag als Option ins Spiel gebracht. Der finnische Vorschlag sei interessant, "auch wenn er nicht auf jede Branche und jede Situation übertragbar ist", sagte Göring-Eckardt.
In Deutschland gebe es Spielraum, um mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit zu ermöglichen. "Schon heute könnten wir eine flexible Vollzeit möglich machen, bei der sich die Beschäftigten ihre Arbeitszeitumfang aus einem Zeitkorridor zwischen 30 und 40 Wochenstunden selbst aussuchen können, wenn keine betrieblichen Gründe dagegen sprechen", so die Grünen-Fraktionschefin weiter. Zudem plädierte sie für ein Recht auf Homeoffice und eine Ausweitung der Elternzeit. Acht Monate pro Elter
nteil und weitere acht Monate, die frei aufgeteilt werden können, würden "mehr Selbstbestimmung und Gleichberechtigung" schaffen, sagte Göring-Eckardt.
Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Katja Mast, begrüßte die Diskussion: "Das ist eine wichtige Debatte", sagte Mast. Sie verwies auf das SPD-Konzept der Familienarbeitszeit. Damit sollen Familien mit kleinen Kindern, in denen beide Elternteile Teilzeit arbeiten, finanziell gefördert werden. Die FDP sieht generellen Reformbedarf beim Arbeitszeitgesetz. Die bisherigen Regelungen stammten aus dem Jahr 1994, sagte Johannes Vogel, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Sinnvoll sei es, sich an der entsprechenden EU-Richtlinie zu orientieren. "Die schreibt in Summe exakt dieselbe wöchentliche Arbeitszeit und Pausenzeiten vor wie das deutsche Recht, aber erlaubt eine freiere Einteilung unter der Woche", so der FDP-Politiker weiter.
Die deutschen Arbeitgeber warnten dagegen vor allzu flexiblen Regelungen. "Es wirkt realitätsfern, wenn wir in Deutschland über Arbeitszeitverkürzungen per Gesetz nachdenken, obwohl wir einen gravierend anwachsenden Fachkräftemangel haben. Das würde die ohnehin schwierige Situation am Arbeitsmarkt noch verschärfen", teilte die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe auf Nachfrage mit. Wer weniger arbeiten möchte, könne das bereits heute im Rahmen umfänglicher und flexibler Teilzeitregelungen tun. "Flexiblere Arbeitszeitregelungen schaffen für Beschäftigte Raum, um sich die eigene Arbeitszeit individueller einzuteilen und beispielsweise Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bekommen", hieß es weiter.
Die neue finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin hatte im vergangenen Jahr noch als Verkehrsministerin bei einer Veranstaltung gesagt: "Eine Vier-Tage-Woche, ein Sechs-Stunden-Arbeitstag, warum sollte das nicht der nächste Schritt sein können? Ich glaube, die Menschen verdienen es, mit ihren Familien, ihren Lieben, ihren Hobbys und den anderen Dingen des Lebens mehr Zeit zu verbringen." In Skandinavien gibt es in Teilen flexiblere und kürzere Arbeitszeitmodelle als in Deutschland. So beträgt die wöchentliche Arbeitszeit in Dänemark etwa 37 und nicht 40 Stunden wie in Deutschland.
Quelle: dts Nachrichtenagentur