Hunderte Straftaten in ostdeutschen Wahlkämpfen
Archivmeldung vom 20.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićAuch in den laufenden Wahlkämpfen zu den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg kommt es zu Straftaten und Gewalt. Laut Angaben des sächsischen Innenministeriums, welche die "taz" (Dienstagsausgabe) zitiert, erfolgten in diesem Jahr bislang bereits 897 politisch motivierte Straftaten in Zusammenhang mit den Kommunal-, Europa- und Landtagswahlen.
55
Vorfälle hätten sich dabei direkt gegen Parteirepräsentanten gerichtet,
14 gegen Parteigebäude. Die meisten Vorfälle, 815 Stück, beträfen
allerdings Beschädigungen von Wahlplakaten. Die meisten davon trafen
laut Ministerium Plakate der SPD und AfD. Gezählt wurden aber auch 14
Gewaltdelikte.
In Thüringen gab es laut Angaben des
Landeskriminalamts an die "taz" in diesem Jahr bereits 479 politisch
motivierte Straftaten mit Bezug zu Wahlen. Auch hier betrafen die
allermeisten Beschädigungen oder Diebstahl von Wahlplakaten, teilte eine
Sprecherin der Zeitung mit. In 28 Prozent der Fälle habe dies die AfD
betroffen, gefolgt von den Grünen (20 Prozent) und der CDU (18 Prozent).
Auch
zu Brandenburg hatte zuletzt das Innenministerium Zahlen zu Straftaten
auf eine Linken-Anfrage bekanntgegeben. Demnach gab es in diesem Jahr
bis Anfang Juli 75 politisch motivierte Straftaten gegen
Parteirepräsentanten und 930 Taten gegen Wahlplakate - mehr als bei den
Wahlen 2019 im Bundesland. In 63 Fällen seien Parteirepräsentanten
attackiert worden.
Michael Nattke, Geschäftsführer vom Kulturbüro
Sachsen, das Kommunen zu Rechtsextremismus berät, sagte der "taz":
"Dass Menschen, die in Sachsen Wahlkampf betreiben, angepöbelt oder
angefeindet werden, ist leider schon alltäglich." Auch nach den
Angriffen im Europawahlkampf gegen den sächsischen SPD-Spitzenkandidaten
Matthias Ecke und andere bestehe die "aufgeheizte Stimmung" fort. "Da
gibt es kein Innehalten. Die rechtsextreme Szene ist sehr
selbstbewusst", so Nattke. Um Stoppzeichen zu setzen, sei es wichtig,
dass alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft und schneller Anklagen
gegen Täter erhoben würden, sagte Nattke. "Es braucht eine andere
Priorisierung bei der Justiz." Zuletzt hatten Angriffe auf einen
Grünen-Wahlkampfhelfer in Hohen Neuendorf (Brandenburg), auf die
CDU-Politikerin Adeline Abimnwi Awemo in Cottbus oder auf einen
Linken-Wahlhelfer im sächsischen Dohna für Aufsehen gesorgt.
Die
"taz" zitiert auch aus finalen BKA-Zahlen zu bundesweiten Angriffen auf
Parteirepräsentanten oder Mandatsträger aus dem vergangenen Jahr.
Demnach kam es 2023 zu 3.626 entsprechenden Straftaten. Die mit großem
Abstand meisten Straftaten trafen dabei die Grünen, 1.727 Fälle. Danach
folgten die SPD (648), die AfD (578), die FDP (498), die CDU (286) und
die Linke (110). Unter den Vorfällen waren laut BKA auch 79 Gewalttaten.
Hiervon wiederum richteten sich 59 gegen die AfD, sieben gegen die
Grünen, je fünf gegen Linke und SPD sowie je drei gegen FDP und CDU.
Quelle: dts Nachrichtenagentur