MdB Inge Höger-Neuling: Venezuela hat einen Stein ins Rollen gebracht
Archivmeldung vom 30.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Venezuela macht Mut", so die stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE., Inge Höger-Neuling, am Sonntag in Caracas zum Abschluss einer Parlamentarier-Reise in das südamerikanische Land anlässlich des Weltsozialforums. Kurz vor ihrem Rückflug nach Deutschland erklärt die Politikerin:
Die politische Entwicklung in Lateinamerika zeigt, dass die
Vorherrschaft des Neoliberalismus kein Naturgesetz ist. Der seit
einigen Jahren anhaltende Linksruck brachte Lateinamerika in eine
Bewegung, die die besondere Aufmerksamkeit der deutschen Politik
verdient. Im Übrigen ist das auch ein Wunsch von venezolanischen
Parlamentariern und anderen Akteurinnen und Akteuren aus Politik und
Gesellschaft: sie möchten mit Politikerinnen und Politikern aus
Deutschland und der Europäischen Union in einen viel intensiveren
politischen Dialog treten. Der Deutsche Bundestag sollte diesen
Wunsch offensiv aufgreifen und sich umfassend mit den aktuellen
Entwicklungen in Lateinamerika befassen.
Besonders das Beispiel Venezuela macht deutlich, dass eine andere
Politik möglich ist. Trotz der Ölschätze lebten Ende der Neunziger
Jahre 80 Prozent der Bevölkerung in Armut. Mit der Wahl von Hugo
Chávez vor acht Jahren zum Präsidenten wurde der Kampf gegen die
Armut aufgenommen. Inzwischen besucht beinahe jedes Kind in Venezuela
eine Schule; für Erwachsene wurden erfolgreiche
Alphabetisierungskampagnen durchgeführt. Auch die
Gesundheitsversorgung und kostengünstige Grundversorgung mit
Nahrungsmitteln für den armen Teil der Bevölkerung ist gesichert.
Venezuela hat einen Stein ins Rollen gebracht. Die Regierung von
Hugo Chávez hat mit der demokratischen Erneuerung Venezuelas für
viele ein Leben in Würde möglich gemacht, indem sie auf eine
grundlegende Umverteilung von Eigentum und Einkommen und auf die
Wiedererlangung nationaler Souveränität und Unabhängigkeit und damit
dem Neoliberalismus Grenzen setzt. Die meisten Regierungen auf dem
Halbkontinent sehen nicht mehr tatenlos zu, wie die USA ihre
wirtschaftliche und militärische Vormachtstellung missbrauchen. Eine
von den USA dominierte Freihandelszone (ALCA/FTAA) wird abgelehnt.
Die Entwicklung in Venezuela wie in anderen lateinamerikanischen
Ländern ist keineswegs widerspruchsfrei. Die venezolanische
Bevölkerung versucht die Probleme in einem breiten demokratischen
Prozess über Selbsthilfeeinrichtungen und Dorf- und Stadtteilkomitees
selbst in die Hand zu nehmen. Im venezolanischen Weg sieht nicht nur
der arme Teil der Bevölkerung einen Hoffnungsschimmer für eine
gerechtere Welt. Es lohnt sich, sehr genau nach Lateinamerika zu
schauen. DIE LINKE. tut dies mit großer Solidarität.
Quelle: Pressemitteilung DIE LINKE.