BW-Finanzminister: Scholz hat "keine Orientierung"
Archivmeldung vom 09.10.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićBaden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) übt im Streit um die geplante 1.000-Euro-Job-Prämie für Bürgergeldempfänger deutliche Kritik an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).
"Die Diskussion um die Anreizprämie für Langzeitarbeitslose zeigt die
ganze Misere der Ampel: Ein gemeinsamer Beschluss wird vom Kanzler
selbst infrage gestellt, weil es Gegenwind gibt", sagte Bayaz dem
"Handelsblatt" (Donnerstagsausgabe). "So kann man einem Land keine
Orientierung geben, weil man offenbar selbst keine Orientierung hat."
Der
Grünen-Politiker glaubt nicht, dass die Ampelkoalition noch zu großen
Reformen fähig ist. "Dafür fehlt mir die Fantasie", sagte er. "Diese
Bundesregierung hat sich zu sehr im Klein-Klein und Streit verheddert."
Dabei hält Bayaz angesichts der Wirtschaftslage grundlegende Änderungen
für notwendig. "Wir brauchen eine Reform im Geiste der Agenda 2010, bei
der alle Parteien über ihren Schatten springen", sagte der
Landesfinanzminister. Er plädiert unter anderem für eine Abschaffung des
Solidaritätszuschlags für Unternehmen und eine Reform der
Schuldenbremse.
Vorschläge wie eine neue Kaufprämie für
Elektroautos lehnt Bayaz ab: "Wenn Politik gar nichts mehr einfällt,
kommt sie mit Ideen wie Kaufprämien. Das wird der Autoindustrie
allenfalls kurze Zeit helfen, aber die strukturellen Probleme nicht
lösen."
Der grüne Landesminister warnte seine Partei vor einem
Linkskurs. Er empfiehlt stattdessen, sich mit einem Kurs der Mitte in
der Wirtschaftspolitik zu profilieren. "Ich möchte, dass wir im
wirtschaftspolitischen Diskurs nicht links oder rechts, sondern als
Partei der Vernunft verortet werden", sagte Bayaz dem "Handelsblatt".
"Wir müssen uns wieder darauf besinnen, Bündnispartei zu sein, die
'Merkel-Lücke' zu füllen und die Anschlussfähigkeit ans liberale
Bürgertum wiederherzustellen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur