"Bedrohlich für unser aller Sicherheit" - Massive Kritik an Waffenschwund bei der Bundeswehr
Archivmeldung vom 27.09.2019
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Freigeschaltet durch André OttBei der Bundeswehr sind in den vergangenen Jahren in großer Zahl Waffen und Munition weggekommen. Grünen-Verteidigungsexpertin Agnieszka Brugger nannte den Vorgang "extrem besorgniserregend".
Es sei "ein verheerendes Zeichen", dass der Verlust oder Diebstahl einer so großen Menge an Waffen und Munition bisher nicht ausreichend aufgeklärt wurde", sagte Brugger dem Berliner "Tagesspiegel". Sie fügte hinzu: Angesichts der Enthüllungen über rechte Verbindungen in den Sicherheitsbehörden, den Erfahrungen aus dem Fall Franco A. und dem Waffenfund bei der rechtsextremen Nordkreuz-Gruppe "hat die große Anzahl an Waffenverlusten bei der Bundeswehr eine besondere gefährliche Brisanz".
Bruggers Parteikollege, der Außenpolitiker Omid Nouripour, nannte die Zahlen "erschreckend": Auf der einen Seite verschwänden Waffen, auf der anderen tauchten sie bei rechtsextremen Netzwerken wieder auf - das sei "bedrohlich für unser aller Sicherheit und muss dringend abgestellt werden."
"Jede einzelne Waffe ist zuviel", sagte SPD-Verteidigungspolitiker Fritz Felgentreu der Zeitung. Das Waffenlager, das bei Ermittlungen gegen das rechte "Prepper"-Netzwerk "Nordkreuz gefunden wurde, beweise, dass Waffen nicht nur für allgemeine Kriminalität illegal beschafft würden, sondern auch für politisch motivierte. "Die Bundeswehr muss jeden einzelnen Verlust als Gefahr für Leib und Leben Unschuldiger sehr ernst nehmen und eng mit der Polizei zusammenarbeiten, um für Aufklärung zu sorgen", sagte Felgentreu. Der Verteidigungsexperte der Linken, Alexander S. Neu, sieht eine zusätzliche Gefahr in dem Umstand, dass das Ministerium zunehmend dazu übergehe, die Sicherung der Bundeswehrliegenschaften an externe Sicherheitsfirmen auszulagern. Dies erleichtere den Diebstahl von Waffen und Munition erheblich: "Auch in diesem Sicherheitsfirmen tummeln sich rechte Kräfte. Wenn Rechtsextremisten somit an Kriegswaffen gelangen in Kombination mit Drohungen gegen die politische Klasse, dann ist das mehr als beunruhigend", sagte Neu.
Quelle: Der Tagesspiegel (ots)