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Roth wirbt nach Kühnert-Rücktritt für "Kultur der Nachsicht"

Archivmeldung vom 08.10.2024

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.10.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Michael Roth (2023)
Michael Roth (2023)

Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Roth wirbt nach dem Rücktritt von Kevin Kühnert als SPD-Generalsekretär für eine "Kultur der Nachsicht" und für mehr Achtsamkeit im politischen Betrieb. "In der Politik wird erwartet, dass man omnipräsent ist und zu jedem Thema immer etwas zu sagen hat", sagte Roth zu "Ippen-Media".

"Man muss sich als Politiker in den Sturm stellen. Denn Politik beruht in einer Demokratie auf Streit", erklärte der SPD-Politiker. "Der wird allerdings auch immer persönlicher geführt."

Kevin Kühnert hatte seinen Rücktritt damit begründet, dass er Zeit und Energie brauche, um sich um seine Gesundheit zu kümmern. Auch Roth hatte sich 2022 zeitweise aus der Politik zurückgezogen. Damals hatte er öffentlich über seine Burnout-Diagnose gesprochen. "Das war ein langer, schmerzhafter Prozess. Ich neige zu einem protestantisch geprägten Arbeitsethos und es fiel mir schwer, Terminanfragen abzusagen, mal einen Schritt zurückzutreten, zur Ruhe zu kommen", so Roth. "Man macht einfach weiter im Hamsterrad."

Die sozialen Medien trügen dazu in erheblichem Maße bei, so der ehemalige Staatsminister. "Man ist permanent auf Sendung. Wir machen als Politiker heutzutage mehr Fehler, vor allem, weil wir einfach viel mehr sagen und verbreiten."

Die Reaktionen darauf seien oft nicht sachlich, sondern sehr persönlich und hart. "Es gibt eine völlige Enthemmung. Vor allem X ist seit der Übernahme durch Elon Musk immer toxischer geworden", so Roth. "Man kommt kaum mehr hinterher, jede Beleidigung, jede Bedrohung zur Anzeige zu bringen, weil das einfach so viel geworden ist. Das hinterlässt Spuren. Und leider gibt es in unserem Land und in der Politik keine Kultur des Verzeihens und der Nachsicht." Das müsse sich ändern.

Zur nächsten Bundestagswahl will Roth nicht mehr antreten. "Ich spüre inzwischen eine gewisse Entfremdung vom Politikbetrieb. Die harten Auseinandersetzungen der vergangenen Jahre - wir haben ja schließlich um Krieg und Frieden gestritten - sind nicht einfach nur in den Kleidern hängen geblieben." Er wolle nun etwas Neues wagen und unter anderem ein Buch schreiben. Eine Rückkehr in die parlamentarische Arbeit komme für ihn nicht mehr infrage, so Roth.

Quelle: dts Nachrichtenagentur



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