Bericht: Haushaltslücke beträgt mindestens 130 Milliarden Euro
Die mögliche schwarz-rote Koalition steht offenbar vor großen Finanzproblemen. In der Haushaltsplanung des Bundes klafft einem Bericht zufolge bis einschließlich 2028 eine Lücke von 130 bis 150 Milliarden Euro.
Diese Größenordnung hat Bundesfinanzminister Jörg Kukies (SPD) am
Freitag in der Sondierungsrunde von Union und SPD genannt, berichtet das
"Handelsblatt" (Dienstagsausgabe) unter Berufung auf mehrere mit der
Lage vertraute Personen. CDU-Chef Friedrich Merz hatte bereits im
Vorfeld der Wahl einen Kassensturz angekündigt, um Klarheit über die
Finanzlage des Bundes zu erhalten. Dieser habe sich nun als noch
prekärer als befürchtet herausgestellt, wie es hieß.
Schon vor
der Wahl war das Bundesfinanzministerium in seiner Finanzplanung von
großen Haushaltslücken ausgegangen. So fehlten allein im Jahr 2028 rund
28 Milliarden Euro im Etat, um nach dem Auslaufen des
Bundeswehr-"Sondervermögens" das Zwei-Prozent-Ziel der Nato zu
erreichen. Durch steigende Kosten und schwächere Steuerprognosen fiele
das Haushaltsloch nun noch größer aus. Noch nicht in dieser Kalkulation
enthalten seien die höheren Verteidigungsausgaben, die seit der Wahl
Donald Trumps zum US-Präsidenten im Gespräch sind. Union und SPD wollten
deshalb das bestehende Bundeswehr-"Sondervermögen" aufstocken.
Allein
für den Etat 2025 bezifferte das Bundesfinanzministerium die
Haushaltslücke auf zuletzt 26 Milliarden Euro. Diese sei inzwischen noch
einmal etwas größer geworden und betrage um die 30 Milliarden Euro,
hieß es. Und auch in den nächsten Jahren klaffen Löcher in der
Etatplanung. So beziffere das Bundesfinanzministerium in der
mittelfristigen Finanzplanung die "Handlungsbedarfe" für 2026 und 2027
auf jeweils 13 Milliarden Euro und für 2028 auf 39 Milliarden Euro.
Zusätzlich
weise das Bundesfinanzministerium unter dem Fachbegriff "globale
Minderausgaben" weitere Haushaltslöcher für 2026 bis 2028 von in Summe
33 Milliarden Euro aus. So komme insgesamt eine Haushaltslücke in Höhe
von rund 130 Milliarden Euro zustande. Drohende Mehrausgaben im
Sozialbereich und schwächere Steuereinnahmen könnten die Haushaltslücke
aber auch auf bis zu 150 Milliarden vergrößern, heißt es in
Verhandlungskreisen. Auch Ökonomen rechnen mit noch größeren
Haushaltslücken. "Berücksichtigt man auch Finanzlöcher von Kommunen und
Sozialversicherungen, für die der Bund eigentlich geradestehen sollte,
beträgt die Haushaltslücke des Bundes bis einschließlich 2028 eher um
die 200 Milliarden Euro", sagte Jens Hogrefe vom Kiel Institut für
Weltwirtschaft.
Quelle: dts Nachrichtenagentur