Chef der Deutschen Forschungsgemeinschaft: Bürger sollen "Bildungspfennig" bezahlen
Archivmeldung vom 02.07.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAngesichts der Unterfinanzierung an den deutschen Hochschulen kann sich der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Matthias Kleiner, eine zusätzliche Steuerbelastung vorstellen. "Wenn wir das Wort von der Bildungsrepublik ernst nehmen, könnte ich mir auch vorstellen, dazu etwa die Mehrwertsteuer zu erhöhen. Wir hatten einst den Kohlepfennig als Aufschlag auf den Strompreis. Warum sollten wir heute in der Wissensgesellschaft nicht einen Bildungspfennig einführen, genauer gesagt einen Wissens-Cent?", sagte Deutschlands Oberster Forschungsförderer im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Wissenschaft sei schließlich "der entscheidende Rohstoff, auf dem unsere Gesellschaft und Wirtschaft aufbaut".
Die von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) anvisierte Änderung des Grundgesetzes, wonach der Bund an die Hochschulen der Länder direkte Zuschüsse geben dürfte, begrüßte Kleiner. "Ich finde es richtig, dass der Bund sich stärker engagieren kann. Aber das heißt ja nicht, dass der Bund die Grund- und Dauerfinanzierung der Universitäten übernimmt." Für eine wirklich gute Grundausstattung brauche es etwa fünf Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich. "Wir müssen die Länder in die Lage versetzen, ihren verfassungsgemäßen Aufgaben nachzukommen."
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hatte zusammen mit dem Wissenschaftsrat jüngst die Exzellenzinitiative von Bund und Ländern organisiert, über die in der aktuellen Runde insgesamt 2,4 Milliarden Euro für die Top-Forschung der kommenden Jahre vergeben wurden. Davon profitiert Kleiners Ansicht nach aber auch die Lehre.
Vom 2. Bis zum 4. Juli findet in Dortmund die DFG-Jahresversammlung statt. Bundespräsident Joachim Gauck wird erwartet, zudem steht die Wahl von Kleiners Nachfolger an. Der Professor der Ingenieurswissenschaften, 57, scheidet zum Jahresende aus dem Amt. Es gibt drei Kandidaten: die Chemikerin Professor Katharina Kohse-Höinghaus von der Universität Bielefeld, den Pharmakologen Professor Martin Lohse von Universität Würzburg sowie den Germanisten Professor Peter Strohschneider von der Universität München. Die DFG, nahezu vollständig von Bund und Ländern finanziert, ist Europa größte Forschungsförderorganisation.
Quelle: dts Nachrichtenagentur