Privatisierungsgesetz der Bahn stößt an Grundgesetzschranke von 1993
Archivmeldung vom 18.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Bahnprivatisierungsgesetz tangiert die 1993 ins Grundgesetz geschriebene Privatisierungssperre und muss daher zurückgezogen werden, hat das Bündnis "Bahn für Alle" gefordert.
Frank Bsirske, Vorsitzender der Vereinten
Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), einer der 13
Trägerorganisationen des Bündnisses, sagte: "Es ist höchste Zeit, das Privatisierungsvorhaben zu
stoppen. Das Gutachten für die Bundesländer
bescheinigt dem Entwurf des Privatisierungsgesetzes erneut klare Widersprüche zur Verfassung.
1993 hat der Bundestag mit der Bahnreform eine
Privatisierungssperre ins Grundgesetz geschrieben. Diese Sperre greift nun. Der Gesetzesentwurf
widerspricht der Idee der Bahnreform von 1994,
nämlich Bahnverkehr im Sinne des Allgemeinwohls anzubieten."
ver.di-Vorsitzender Bsirske erinnerte an mehrere repräsentative Umfragen, denen zu Folge zwei
Drittel der Bevölkerung eine Bahn in öffentlicher
Hand wollen - dies möchten sogar mehr als 70 Prozent der Wähler der Koalitionsparteien. "Ich
fordere deshalb die Bundesregierung und die
Koalitionsparteien auf, den Gesetzesentwurf zur Kapitalprivatisierung der Bahn zurückzuziehen",
sagte Bsirske.
Nach Ansicht von "Bahn für Alle" bestätigt das Gutachten zentrale Kritikpunkte des
privatisierungskritischen Bündnisses: Massive Gefahren für
den Regionalverkehr durch Trassenpreiserhöhungen und Streckenstilllegungen, erhebliche
Haushaltsrisiken für Bund und Länder, deutlicher Verlust
des öffentlichen Einflusses auf das Verkehrssystem Schiene und unverantwortliche Alimentierung
privater Gewinne durch öffentliche Zuschüsse.
Jedoch empfiehlt das Gutachten den Bundesländern, sich ihre kritische Haltung vom Bund abkaufen
zu lassen. "Höhere Zuschüsse, um die
Bahnprivatisierung zu ermöglichen, sind widersinnig und dienen letztendlich der Absicherung hoher
Renditen. Bund und Länder haben eine
gemeinsame Verantwortung für Verkehr und Klima, die sie nicht verkaufen können", sagte Bsirske
für das Bündnis "Bahn für Alle". Bsirske forderte
Bundesregierung und Abgeordnete auf, ihrer Gestaltungsrolle gerecht zu werden. "Die
Verkehrspolitik muss die Schiene als strategischen
Verkehrsträger betrachten. Keine Kapitalprivatisierung der Bahn, sondern gezielte Investitionen
in das umweltfreundliche und energieeffiziente
Verkehrssystem Schiene und seine Arbeitsplätze, das erwarten wir von den Entscheidungsträgern in
Bund und Ländern."
Quelle: Pressemitteilung "Bahn für alle"