Linke und Jusos haben Pressearbeit am besten im Griff
Archivmeldung vom 02.06.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWenige Monate vor der Bundestagswahl präsentieren sich die Pressestellen der Parteien und ihrer Jugendorganisationen unterm Strich wenig überzeugend.
Im aktuellen Pressestellentest, der in der Juni-Ausgabe erscheint, fragte das prmagazin mit Blick auf die Onlinekonzepte für den Wahlkampf: "Können 'me-too'-Produkte nach US-Vorbild in Deutschland überhaupt funktionieren? Und worin unterscheiden sich die Angebote Ihrer Organisation?" Testkandidaten waren CDU, SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke sowie die Jugendorganisationen der Parteien.
Fazit: Barack Obamas Onlinewahlkampf ist in aller Munde. Glaubt man den Sprechern, so zählt das Web 2.0 im Superwahljahr 2009 zu den am heißesten umkämpften Arenen. Doch gemessen an den Präsidentschaftswahlen in den USA, gleicht der deutsche Webwahlkampf bisher einem Versuchslabor. Gefragt nach Sinn und Zweck ihrer Internetaktivitäten, geraten viele Parteisprecher ins Straucheln.
Im Schweigen vereint sind die letzten Drei im prmagazin-Ranking: Grüne Jugend, CSU (beide Gesamtnote 4)und FDP (3,8). Die Kritik reicht von zu dünnen Kontaktangaben im Netz bis zu ausbleibenden Rückrufen beziehungsweise Antworten auf eigens angeforderte E-Mails.
Testsieger ist Die Linke. Mit der Gesamtnote 1,5 hängte die Partei des früheren saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine die Traditionsparteien ab. Auf Platz zwei landeten die Jusos (1,8) mit Topbewertungen für Reaktionstempo und Antwortqualität. Den entscheidenden Punktabzug kassierte die Jugendorganisation der Sozialdemokraten für mangelhafte Kontaktangaben im Netz und die schlechte Erreichbarkeit ihres Sprechers.
Beim Internet-Kontaktservice kann sich nur die CDU mit dem ausgezeichneten Auftritt des Testsiegers Die Linke messen (Note 1). Auch für ihr Reaktionstempo holten sich beide Parteien die Bestnote, trotzdem sackten die Christdemokraten mit der Gesamtnote 2,5 ins Mittelfeld ab. Der Grund: Auf ein durchweg oberflächliches Gespräch folgt die Bitte um Freigabe der Zitate - mit dem Ergebnis, dass die Antworten anonymisiert werden mussten.
Die schlechte inhaltliche Leistung der CDU rückt erneut ein grundsätzliches Problem im Verhältnis von Journalisten und Pressestellen in den Blick: das umstrittene Thema der Autorisierung. Was in anderen Ländern verpönt ist, halten die meisten Sprecher hierzulande für selbstverständlich. Die Auswüchse in der Praxis sind zahlreich, abstrus und deuten auf ein fragwürdiges professionelles Selbstverständnis: zurückgezogene oder nachträglich anonymisierte Zitate, in Werbetexte umgeschriebene O-Töne, Sprecher, die mit ihren Korrekturen den Kontext sprengen oder gleich ihre eigenen Vorstellungen vom Textverlauf mitliefern - der aktuelle Pressestellentest offenbart, nicht nur bei der CDU, die ganze Bandbreite.
Quelle: prmagazin