Kühnert-Rücktritt: Schulz kritisiert Atemlosigkeit der Politik
Archivmeldung vom 11.10.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer ehemalige SPD-Vorsitzende Martin Schulz hat nach dem Rücktritt von SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert die hohe Belastung von Politikern beklagt. "Du musst sieben Tage die Woche 24 Stunden lang verfügbar sein", sagte Schulz dem "Spiegel". "Du hast auch selbst das Gefühl, immer erreichbar sein zu müssen. Bist du es mal nicht, und es passiert etwas, haut man dir das gnadenlos um die Ohren."
Dazu kämen wenig Schlaf, die Atemlosigkeit des Politikbetriebs und eine
Erwartungshaltung, die kein Mensch erfüllen könne, so Schulz. Dies führe
dazu, "dass Politik schwer erträglich geworden ist".
SPD-Generalsekretär
Kevin Kühnert war Anfang der Woche zurückgetreten. Er glaube, "dass
Kevin Kühnert sehr lange an alles gedacht hat, nur nicht an sich
selbst", sagte Schulz. Kühnert habe "sich ungeheuer zusammengerissen und
enorm viel Kraft investiert, um seiner Pflicht nachzukommen".
Über
seinen eigenen Absturz bei der Bundestagswahl 2017 sagte Schulz, er
habe das bis heute nicht verarbeitet. "Ich habe mich damit abgefunden,
aber du trägst Wunden davon, und die Narben bleiben", so Schulz, der die
Wahl 2017 nach einem anfänglichen Umfragehoch deutlich gegen die
damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verloren hatte und
mittlerweile Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung ist.
Schulz
äußerte Hoffnung auf ein Comeback von Kühnert. "Viele Menschen hoffen,
dass er sich erholt und zurückkommt. Das wünsche ich mir auch", sagte
er. "Egal ob er in die Politik zurückkehrt oder etwas anderes macht."
Quelle: dts Nachrichtenagentur