Gysi bekommt viele antisemitische E-Mails
Archivmeldung vom 15.11.2013
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Freigeschaltet durch Doris OppertshäuserLinksfraktionschef Gregor Gysi ist überrascht, wie viele antisemitische E-Mails er täglich bekommt, nachdem er auf Facebook am 9. November zum Kampf gegen den Antisemitismus aufgerufen hat: "Ich weiß zwar, dass es in Deutschland einen zum Teil tief sitzenden Antisemitismus gibt, aber man traut sich eigentlich nicht, ihn öffentlich zu zeigen. Das Internet bietet diesen Menschen die Möglichkeit, dies kundzutun, ohne, dass man ermittelt wird", sagte Gysi im Gespräch mit der "Welt".
Aber es gebe auch Postings unter vollem Namen. "Das liegt auch am Wirken der NPD. Früher hätten die Leute größere Hemmungen gehabt." Die Anfeindungen lässt der Linken-Politiker aber nicht an sich herankommen: "Ich blocke so etwas innerlich ab", sagte Gysi der "Welt". Denn "wenn man so etwas wirklich an sich ranlässt, zerstört es einen". Gysi hat eine jüdische Großmutter väterlicherseits und einen jüdischen Urgroßvater mütterlicherseits: "Nach den Nürnberger Rassegesetzen bin ich nur zu 37,5 Prozent jüdisch, nach den jüdischen Gesetzen bin ich überhaupt kein Jude, weil ich keine jüdische Mutter habe."
Er selbst sei überhaupt kein religiöser Mensch. "In meiner Familie hat das immer eine untergeordnete Rolle gespielt, weil meine Eltern Wert darauf legten, als Linke von den Nazis verfolgt worden zu sein", sagte Gysi. Eine Ausnahme sei seine jüdische Großmutter gewesen. Diese habe ihm immer die Welt in Form von Juden und Nichtjuden erklärt. "Das ging mir auf die Nerven", erinnert sich Gysi. Eines Tages sagte ich: "Es genügt mir, wenn du sagst, das ist ein guter oder ein schlechter Komponist - und nicht, ob er jüdisch ist oder nicht." Da guckte sie mich an und sagte: "Diese Frage hat über mein Leben entschieden." Er sei damals zwölf Jahre alt gewesen und der Satz habe ihn sehr beeindruckt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur