Scholz empfängt freigekommenen Kremlkritiker Kara-Mursa
Archivmeldung vom 03.09.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićBundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat am Dienstag den freigekommenen Kremlkritiker Wladimir Kara-Mursa empfangen. "Ich bewundere die Stärke und den Mut von Wladimir Kara-Mursa und seinen unermüdlichen Einsatz für eine demokratische Zukunft Russlands", schrieb Scholz im Anschluss an das Treffen auf X/Twitter.
"Beim Gefangenenaustausch im August haben wir seine Freilassung erwirkt,
heute hatten wir die Gelegenheit, länger miteinander zu sprechen", so
Scholz weiter.
Kara-Mursa wuchs zunächst in Moskau auf, seine
Jugend verbrachte er in London. Noch während seiner Schulzeit begann er
als Journalist zu arbeiten.
Kara-Mursa war von 1999 bis 2001 Mitglied der Partei "Demokratische Wahl
Russlands". 2003 kandidierte er in einem Moskauer Wahlbezirk für das
russische Parlament. Seine Kandidatur wurde massiv durch
Behördenmaßnahmen behindert, und er kam mit offiziell 8,59 Prozent der
Wählerstimmen auf den zweiten Platz.
Er war Berater und Freund
des in Moskau 2015 ermordeten Oppositionsführers Boris Nemzow. Gemeinsam
veröffentlichten sie im Januar 2004 einen Artikel mit dem Titel "Über
die Gefahr des Putinismus" und waren Mitglieder des
Oppositionsbündnisses "Komitee 2008". Seit 2014 arbeitete Kara-Mursa für
"Open Russia", eine Stiftung des Kremlkritikers Michail Chodorkowski.
Kara-Mursa
überlebte zwei Giftanschläge in den Jahren 2015 und 2017. Nach dem
Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine am 24. Februar 2022
beschnitt die russische Regierung die Pressefreiheit in Russland weiter.
Am
11. April 2022 wurde er vor seinem Wohnhaus in Moskau von der Polizei
festgenommen und tags darauf in einem Eilverfahren zu 15 Tagen Haft
verurteilt. Es folgten weitere Anschuldigungen und Verurteilungen. Am
17. April 2023 wurde Kara-Mursa wegen seiner öffentlichen Kritik am
Ukraine-Krieg wegen Hochverrats zu 25 Jahren Strafkolonie verurteilt,
der möglichen Höchststrafe.
Mitte April 2024 warf Großbritanniens
Außenminister und Ex-Premierminister David Cameron Russland vor,
Kara-Mursa seit seiner Festnahme vor zwei Jahren "erniedrigenden und
unmenschlichen Haftbedingungen" auszusetzen. Zwei Monate zuvor war der
prominente Kreml-Kritiker Nawalny in einem Straflager nördlich des
Polarkreises zu Tode gekommen.
Am 1. August 2024 wurde Kara-Mursa im Rahmen eines größeren Gefangenenaustausches freigelassen und aus Russland ausgeflogen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur