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Studie: Gerechtigkeit ist Deutschen wichtiger als Freiheit

Archivmeldung vom 02.05.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.05.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Gerechtigkeit ist Deutschen wichtiger als Freiheit. Justiza ohne Augenbinde - sehend was sie und was andere tun! (Symbolbild)
Gerechtigkeit ist Deutschen wichtiger als Freiheit. Justiza ohne Augenbinde - sehend was sie und was andere tun! (Symbolbild)

Bild: Carlo Schrodt / pixelio.de

Soziale Gerechtigkeit ist den Deutschen wichtiger als die eigene individuelle Freiheit. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos, über die die "Welt" berichtet. Während den Satz "Individuelle Freiheit ist wichtiger als soziale Gerechtigkeit" in Ländern wie Indien (72 Prozent Zustimmung), den USA (66) und sogar Russland (53) jeweils eine Mehrheit bejaht, liegt Deutschland mit einem Wert von nur 38 Prozent am unteren Ende der Skala.

Nur in China (37) und Frankreich (36) ist dieser Wert noch niedriger. Ipsos hatte anlässlich des 200. Geburtstags von Karl Marx am 5. Mai Menschen aus 28 Ländern gefragt, welchen Wert sozialistische Ideale heute noch hätten. "Unsere Daten belegen, dass es in Deutschland eine große Sehnsucht nach mehr sozialer Gerechtigkeit gibt", sagte Robert Grimm, Direktor für Politik- und Sozialforschung bei Ipsos. "Das zeigt auch die Debatte, die derzeit über die Agenda-2010-Reformen und den Fortbestand von Hartz IV geführt wird." Die Deutschen hätten das Vertrauen verloren, dass der Markt in jedem Fall für die besten Ergebnisse sorge. Ein Beleg dafür ist auch die Antwort auf die Frage, ob der freie Markt "das Beste im Menschen hervorbringt".

Während sich die Bürger von Boomstaaten wie Indien (86 Prozent Zustimmung), Malaysia (84) und China (81) als besondere Anhänger der Marktwirtschaft präsentieren, herrscht hierzulande Skepsis. Nicht einmal die Hälfte der Deutschen - 49 Prozent - glaubt, dass der freie Markt die besten Ergebnisse hervorbringe. Lediglich in Frankreich ist das Vertrauen in die Marktwirtschaft noch geringer ausgeprägt. Besonders auffällig sind für den Marktforscher die geringen Zustimmungswerte der Deutschen bei der Frage, ob sich herausragendes Talent auch beim Verdienst auszahlen solle. Nur 47 Prozent der Befragten sind dieser Meinung - der weltweit niedrigste Wert. In Ländern wie den USA (75), China (81) und Russland (82) finden die Menschen es hingegen normal, dass besondere Leistung auch besser bezahlt wird. "Sehr starke Gehaltsunterschiede sind in Deutschland nicht opportun, der Wunsch nach Umverteilung ist stark ausgeprägt", sagt Grimm.

Das zeige sich auch bei der hohen Zustimmung zu einer Reichensteuer. 81 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass Reiche höher besteuert werden müssten, um Arme zu unterstützen. Hier liegt Deutschland über dem Durchschnitt aller Länder (78 Prozent). Ähnlich hohe Zustimmungswerte gibt es weltweit auch für die Forderungen nach kostenloser Bildung: 89 Prozent äußern sich entsprechend, was auch der Wert für die Bundesrepublik ist. Einen freien Zugang zu Gesundheitsleistungen befürworten global 87 Prozent der Befragten (Deutschland: 82). In der Einschätzung, ob der Sozialismus Fluch oder Segen sei, gehen die Meinung auseinander. Fast die Hälfte der weltweit Befragten (48 Prozent) ist der Meinung, dass Sozialismus ein System der Unterdrückung, der Überwachung und des staatlichen Terrors sei. Zwei Drittel der Inder und 61 Prozent der US-Amerikaner, aber nur 31 Prozent der Chinesen und 29 Prozent der Russen sind dieser Meinung.

Deutschland liegt mit 49 Prozent im Mittelfeld. Umgekehrt stimmt aber die Hälfte der Befragten der Aussage zu, dass sozialistische Ideale für den gesellschaftlichen Fortschritt von hohem Wert seien. Die höchsten Zustimmungsraten gab es in China (84 Prozent). Aber auch in Deutschland bewerten immerhin 45 Prozent der Befragten die sozialistischen Ideale positiv. Am niedrigsten ist die Zustimmungsrate in Japan (21 Prozent). Für die Studie führte Ipsos zwischen dem 23. März und dem 6. April genau 20.793 Online-Interviews mit Menschen aus 28 Ländern. Die Stichproben pro Land variierten zwischen 500 und 1.000 Teilnehmern. Die Auswahl der Befragten sei "repräsentativ", hieß es.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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