Mehrheit der NRW-Kommunen bleibt bei einheitlichen Hebesätzen
Archivmeldung vom 09.12.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.12.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: qpress.de / Eigenes Werk
Die Befürchtungen vieler Mieter und Hausbesitzer in Nordrhein-Westfalen, dass sie ab dem kommenden Jahr deutlich stärker bei der Grundsteuer zur Kasse gebeten werden, scheinen sich zu bewahrheiten. Laut einer Erhebung des Städte- und Gemeindebunds NRW, über welche die "Rheinische Post" berichtet, will der Großteil der Kommunalverwaltungen den eigenen Ratsleuten empfehlen, auf das Hebesatzsplitting zu verzichten.
Das Land hatte den Städten und Gemeinden erlaubt, unterschiedlich hohe
Hebesätze für Wohn- und Nichtwohnimmobilien zu verlangen. Die Idee
dabei: Weil durch die Einführung des sogenannten Scholz-Modells sich die
Steuerbelastung für das Wohnen erhöht, während sie für
Gewerbeimmobilien sinkt, sollen die Kommunen dies vor Ort durch
unterschiedliche Hebesätze abmildern können.
Laut der Umfrage des
Städte- und Gemeindebunds NRW gaben jedoch 81 Prozent der teilnehmenden
Kommunen an, dass sie keine Differenzierung vornehmen würden. Folgen
die Räte den Empfehlungen der Kämmerer - in 91 Prozent der Fälle laufen
die Beratungen noch -, hat das Konsequenzen für die Bürger: "Bei
denjenigen, die nicht differenzieren, wird es in vielen Fällen eine
Belastungsverschiebung zum Nachteil des Wohnens geben - es sei denn, sie
sind mit ihren Hebesätzen so weit runtergegangen, dass praktisch nur
das Gewerbe entlastet und das Wohnen nicht zusätzlich belastet wird",
sagte Christof Sommer, Hauptgeschäftsführer des Verbands, der
"Rheinischen Post".
"Das dürfte jedoch die Ausnahme sein." Als
Hauptgrund nannte Sommer, "dass niemand sicher sein kann, ob eine
Differenzierung einer juristischen Überprüfung standhält". Entsprechende
Hinweise habe noch einmal ein Gutachten des Städtetags geliefert. "Es
bleibt ein erhebliches Rechtsrisiko, dass Gerichte gegen das
Hebesatzsplitting entscheiden und dann eine Satzung für nichtig erklärt
wird."
Das Finanzministerium hatte für alle Kommunen berechnet,
welchen Hebesatz sie verlangen müssten, um in Summe auf den gleichen
Betrag zu kommen wie vor der Reform. 15 Prozent der Kommunen, die einen
einheitlichen Hebesatz anstreben, werden über der Empfehlung liegen. Gut
56 Prozent folgen dem Vorschlag, knapp 29 Prozent dagegen liegen
darunter. Sommer sieht damit Bedenken entkräftet, die Städte und
Gemeinden würden sich im Windschatten der Reform die Taschen füllen.
Mit
Blick auf die Kommunen, in denen die Differenzierung erwogen werde,
sagte Sommer, es sei so gut wie ausgemacht, dass dagegen geklagt werde:
"Möglicherweise bekommen wir erste Entscheidungen im kommenden Jahr. Je
nach Ausgang könnte die Differenzierung dann erst im Jahr 2026 in mehr
Kommunen angewendet werden."
Quelle: dts Nachrichtenagentur